Ausgezeichnet wurde unter anderem die Juristin Stefanie Liebenwein (Bildmitte) mit Kerstin Holzinger und Caroline Weerkamp (beide Women in Law).

Foto: Marlene Rahmann / Women in Law

Bei den Studienanfängern und den Absolventen der Fachrichtung Jus haben Frauen die Männer längst überholt. Laut Statistik Austria haben im Jahr 2019 rund 2500 Studierende das Studium der Rechtswissenschaften abgeschlossen. 55 Prozent (absolut: 1387) davon waren Frauen. Doch dann nimmt der Frauenanteil kontinuierlich ab.

Von den 6605 Rechtsanwälten in Österreich sind nur 1510 weiblich. Bei den Partnerschaften in Rechtsanwaltskanzleien ist der Frauenanteil noch geringer, zeigt die Auswertung der Rechtsanwaltskammer. Nur 15,5 Prozent der Partnerschaften werden von Juristinnen gehalten. Als Partnerin in einer Kanzlei werde ein hoher Arbeitseinsatz erwartet, Karriere und Familie seien in einem solchen Umfeld nur schwer vereinbar, sagt die Juristin Sophie Martinetz, die den Verein Women in Law Austria gegründet hat, um hier einen Wandel voranzutreiben.

Gemeinsam mit der Vereinigung Österreichischer Unternehmensjuristen (VUJ) wurde der Promoting the Best Award ins Leben gerufen. Am 12. Oktober wurde die Auszeichnung bereits zum vierten Mal vergeben. Damit sollen Rechtsabteilungen und Anwaltskanzleien, die einen strukturellen Wandel vorantreiben, vor den Vorhang geholt werden. "Wir haben die Promoting the Best Awards mit dem VUJ gegründet, damit wir die drei großen Zukunftstrends Frauen, Digitalisierung und Leistung würdigen", ergänzt Martinetz.

Best Practice

In insgesamt zehn Kategorien werden die Preise vergeben. Die Auszeichnung in der Kategorie 21st Century – Rechtsabteilung ging an Coca-Cola HBC Austria. Die Jury begründete die Entscheidung damit, dass die Rechtsabteilung selbst im Konzern als Best Practice hinsichtlich Teilzeitbeschäftigung mit hoher Verantwortung gelte. Als beste Juristin wurde Stefanie Liebenwein (Liebenwein Rechtsanwälte) mit dem Women in Law Award ausgezeichnet. Begründet wurde die Entscheidung mit ihrem Engagement für junge Juristen und ihrer Teilnahme als Mentorin beim Women-in-Law-Mentoring-Programm.

Der Women in Law 21st Century Award für die beste Kanzlei ging an SCWP Schindhelm. Die Aktivitäten der letzten Jahre hätten sich ausgezahlt, heißt es dazu in der Jurybegründung. Mit zwölf Partnerinnen und einer Managing Partnerin sei bereits die Hälfte der angestellten Partner weiblich, bei den angestellten Rechtsanwälten liege der Frauenanteil bei 55 Prozent. Zudem sei die Hälfte der Standortleitungspositionen weiblich besetzt. Der Kanzlei sei bewusst, dass betriebliche Frauenförderung von der Unternehmensspitze unterstützt werden müsse, um wirksam zu sein.

Als strukturelle Maßnahme zur Förderung von Juristinnen wurde im Statut der Kanzlei ein Ausschuss für Frauenfragen eingerichtet. Dieser berät die Managing Partner und entwickelt Beschäftigungs- und Partnermodelle, die die Vereinbarkeit von Familie und Karriere besser möglich machen. (Gudrun Ostermann, 23.10.2021)