Die Situation in der Generali-Arena bleibt angespannt.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Die Austria hofft auf ihre finanzielle Gesundung. Mit dem Verstreichen der fristgerechten Abgabe des Jahresabschlusses bei der Fußball-Bundesliga sandte der wirtschaftliche schwer angeschlagene Fußball-Traditionsclub aber ein weiteres Warnsignal aus. Die Clubspitze betonte gleichzeitig, zuversichtlich zu sein, den dringend nötigen Investor zu finden. Von der Bundesliga drohen aktuell keine weiteren Konsequenzen.

Die von der Liga zugestandene fünftägige Nachfrist zum Einreichen der für die Lizenzbestimmungen nötigen Unterlagen half nicht wirklich. Am Donnerstagabend ging die Austria von sich aus in die Offensive. Vorstand Gerhard Krisch versprühte immerhin einen Funken Hoffnung, dass sich die Lage in den kommenden Wochen wieder beruhigen könnte.

Krisch berichtete von einem strukturierten Prozess zur Evaluierung von potenziellen Investoren. Dieser hätte "zwei sehr interessierte Investoren hervorgebracht, die im Rahmen der lizenzrechtlichen Möglichkeiten einsteigen wollen", erklärte der Vorstand in einer Aussendung. Die Ausgestaltung der Verträge stehe jedoch noch aus.

Keine positive Fortbestandsprognose

Ohne rechtliche verbindende Transaktionsdokumente sah sich der vom Club beauftragte Wirtschaftsprüfer demnach nicht in der Lage, den Jahresabschluss abzusegnen. Damit fehlt der Austria auch eine positive Fortbestandsprognose.

Klar ist geworden, dass die schwer verschuldete Austria zusätzliche Gelder benötigt, damit ihr Überleben über die kommenden Monate hinaus gesichert ist. Ein Einstieg der Insignia-Gruppe entpuppte sich als Luftschloss, die vom Lifestyle-Unternehmen zugesagten sieben Millionen Euro über eine Marketing-Gesellschaft blieben aus. Eben die sind aber nötig, um dem Verein die Aussicht auf das finanzielle Überleben zu sichern.

Laut Angaben des "Kurier" soll die Austria einen neuen Partner bereits gefunden haben, mit einem zweiten habe man die Gespräche zuletzt intensiviert. Die Verhandlungsbasis für den Verein dürfte angesichts der Dringlichkeit der Causa überschaubar sein. Ein Prozent der Anteile an der FK Austria Wien AG waren im Frühjahr laut einem Optionsschein 250.000 Euro wert. Da die Austria bis zu 49,9 Prozent der AG an einen Investor verkaufen kann, wären dies etwas mehr als 12 Millionen Euro.

Bundesliga wartet ab

Krisch sagte bezüglich der Investorensuche bereits am vergangenen Wochenende, dass es Ziel sei, "ein Grundsatz-Commitment bis spätestens Jahresende zu erreichen". Am Donnerstag unterstrich der 55-Jährige, dass man mit Hochdruck am Einstieg eines Investors arbeite, um die Dokumente "zeitnah nachreichen" zu können.

Bei der Bundesliga wartet man vorerst ab. Der Senat 5 wird den Fristverzug behandeln, dies werde aber erst im Rahmen des Hauptlizenzierungsverfahrens im Frühjahr 2022 passieren, hieß es auf Anfrage. Die laufende Saison sei grundlegend ausfinanziert – ansonsten hätte die Austria die Spielgenehmigung auch nicht bekommen. Eine Sanktion wie ein Punkteabzug oder eine Geldstrafe kann demnach erst für die kommende Saison 2022/23 ausgesprochen werden. Durch den Verzug bei der Abgabe ihrer Unterlagen wird die Austria jedenfalls mit großer Sicherheit sanktioniert werden.

Einen Vergleichsfall gab es erst vor wenigen Jahren. Zweitligist Blau Weiß Linz gab 2019 ebenfalls keine Daten zum Jahresabschluss ab, auch damals leitete der Senat 5 ein Verfahren ein. Die Linzer, die die Unterlagen später nachreichten, fassten einen Punkteabzug von vier Zählern sowie einer Geldstrafe in der Höhe von 10.000 Euro aus. Blau Weiß legte gegen den Punkteabzug Protest ein. Die Strafe wurde vom Protestkomitee zunächst auf drei Zähler reduziert, das Ständige Neutrale Schiedsgericht hob sie danach komplett auf. (APA, 22.10.2021)