Kimmich betonte, er sei sich seiner "Verantwortung bewusst".

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Der deutsche Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich vom FC Bayern Müchen hat sich bisher nicht gegen Corona impfen lassen. "Das stimmt", antwortete der 26-Jährige am Samstag nach dem 4:0-Sieg in der Bundesliga gegen die TSG 1899 Hoffenheim auf eine entsprechende Frage im Interview des TV-Senders Sky. Er habe "persönlich noch ein paar Bedenken, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht".

Zuvor hatte die "Bild" berichtet, dass Kimmich nicht gegen Covid-19 geimpft sei. Co-Trainer Dino Toppmöller, der wie schon beim 4:0 in der Champions League bei Benfica Lissabon den an Corona erkrankten Chefcoach Julian Nagelsmann vertrat, sagte: "Ich habe mich impfen lassen und bin der Überzeugung, dass es besser ist, das zu tun. Aber am Ende des Tages ist es eine Entscheidung von Joshua, und die akzeptiere ich auch, und das sollten wir alle tun." Alle Profis beim FC Bayern hätten die Möglichkeit gehabt, sich beim Internisten über Risiken aufklären zu lassen, sagte der Co-Trainer. Kimmich habe entschieden, es "erstmal nicht zu machen".

Die Debatte

Kimmich betonte, er sei sich seiner "Verantwortung bewusst" und halte sich an die Hygienemaßnahmen. Beim deutschen Rekordmeister würden alle nicht geimpften Spieler alle zwei bis drei Tage getestet. Jeder sollte die Entscheidung für sich selbst treffen, sagte Kimmich und betonte: "Trotzdem ist es jetzt nicht so, dass ich irgendwie ein Corona-Leugner oder Impfgegner bin."

Er finde es schade, dass es in der Debatte "nur noch geimpft oder nicht geimpft" gebe. "Und nicht geimpft bedeutet dann oftmals gleich, dass man Corona-Leugner oder Impfgegner ist. Aber ich glaube, es gibt auch ein paar andere Menschen zu Hause, die einfach ein paar Bedenken haben, was auch immer die für Gründe haben. Und ich finde, auch das sollte man respektieren, vor allem, so lange man sich an die Maßnahmen hält", sagte Kimmich. Er sage nicht kategorisch, dass er sich "überhaupt nicht impfen lasse". Es sei "auch sehr gut möglich, dass ich mich in Zukunft impfen lasse", betonte Kimmich.

Medizinische Antworten

Seit dem Impfstart in Österreich veröffentlicht das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (Basg) in regelmäßigen Abständen Berichte über Meldungen vermuteter Nebenwirkungen nach Corona-Impfungen. Wie das Basg der APA mitteilte, sei mit Langzeitfolgen im Sinne von "treten erstmalig als Impfnebenwirkung Jahre nach der Impfung auf" grundsätzlich nicht zu rechnen. Das liege daran, dass Impfstoffe, anders als manche chemisch hergestellten Arzneimittel, relativ rasch im Körper abgebaut würden. Auch der Molekularbiologe und Science-Buster Martin Moder äußerte sich dazu in einem Video:

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"Privatsache"

Bayern-Torwart Manuel Neuer hat sich impfen lassen. "Und ich denke, dass es für uns alle auch unabdingbar ist, dass wir heute so viele Zuschauer in der Arena gehabt haben. Aber das ist die Sache von jedem selbst."

Teamkollege Thomas Müller bezeichnete sich selbst als "Impf-Freund". Er hoffe deswegen, "dass sich die Spieler, die jetzt noch nicht geimpft sind, das noch anders überlegen und sich ein Herz fassen". Man wolle schließlich "aus dieser Corona-Phase rauskommen. Von meinem Wissensstand her ist die Impfung dafür die beste Möglichkeit."

Man müsse zwar versuchen, Kimmichs Entscheidung "zu respektieren", führte Müller weiter aus, aber es sei "ein schmaler Grat, eine ethische oder eine moralische Diskussion". Die Entscheidung von Kimmich sei aber auf "menschlicher Ebene nachvollziehbar".

Kimmich hatte im März 2020 gemeinsam mit seinem Bayern-Kollegen Leon Goretzka die Aktion "We Kick Corona" (#wekickcorona) ins Leben gerufen, mit der sie Spenden für soziale Einrichtungen sammeln. "Weil die Gesundheit über allem steht, ist jetzt Solidarität im Kleinen wie im Großen notwendig. Jeder kann helfen", heißt es da.

Klare Vereinsempfehlung

Zuvor hatte Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic bei Sky gesagt: "Der FC Bayern empfiehlt, sich impfen zu lassen, genau so wie ich persönlich, um unter anderem vielleicht allen ein normaleres Leben zu ermöglichen." Aber weil es in Deutschland keine Impfpflicht gebe, habe der Verein "die Empfehlung ausgesprochen und jeder darf das selber entscheiden."

Trainer Julian Nagelsmann hatte sich am Freitag grundsätzlich zur Impfthematik bei Spielern geäußert. "Wir plädieren dafür, dass man es macht", sagte er. Den Unterschied im Krankheitsverlauf zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften könne man ja in den Kliniken sehen. "Es gibt keinen Zwang, sondern eine Empfehlung und die sprechen wir aus."

Der Chef der Deutschen Fußball-Liga (DFL), Christian Seifert, zeigte unlängst "wenig Verständnis dafür, wenn man sich nicht impfen lässt". Es stehe "viel auf dem Spiel".

Auch für SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach wäre eine Impfung von Kimmich "wertvoll. Denn davon geht eine enorme Symbolwirkung aus für junge Leute, die epidemiologisch ein Problem darstellen", sagte der Politiker bei Sport1. (APA, sid, red, 23.10.2021)

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