Fiorella in der Doku "Una Primavera" am Montag um 22.40 Uhr auf 3sat.

Foto: ORF/filmdelights

Fiorella lebt mit ihrem Mann Bruno in einem schönen, von ihr selbst entworfenen Haus in Italien, abgeschieden gelegen in den Abruzzen. 40 Jahre sind die beiden verheiratet. Jetzt reicht es ihr. Sie hat genug von seinen Demütigungen, Beleidigungen und Schlägen.

Mit 58 Jahren beschließt sie, sich von ihm zu trennen und ihr eigenes Leben zu leben. Diesen Befreiungsschlag begleitet ihre jüngste Tochter Valentina mit der Kamera, die Dokumentation Una Primavera ist am Montag um 22.40 Uhr auf 3sat zu sehen.

Bei der Hochzeit mit Bruno war Fiorella 19 Jahre jung, schwanger mit der ältesten Tochter. Zwei weitere Kinder folgen. Jahrzehntelang sei sie misshandelt worden, erzählt sie. Jetzt soll eine Reise nach Berlin – dort studiert ihre Tochter Valentina – Abstand und ein wenig Ruhe bringen. Und vor allem Klarheit über ihre Zukunft. Valentina ist mit ihrer Kamera ganz nah dran, in wackeligen Bildern begleitet sie ihre Mutter auf dem Weg in Richtung Selbstermächtigung.

"Das Leben ist scheiße"

Kein einfaches Unterfangen in einer patriarchal geprägten Gesellschaft, die Frauen noch immer zu den Schuldigen macht, wenn eine Beziehung in die Brüche geht. "Ich wünschte, er wäre einfach weg", sagt Fiorella einmal, "das Leben ist scheiße."

Am Ende bleibt Fiorella doch bei Bruno, zieht zurück in das gemeinsame Haus. Sie bewohnt vorerst den ersten Stock, er hingegen bleibt im Erdgeschoß. So wollte es auch der Scheidungsrichter. So subjektiv und persönlich dieser Film auch sein mag: Er zeigt auch, wie schwierig es sein kann, sich aus gewohnten Strukturen zu befreien. Auch wenn man fast daran zugrunde geht. (Astrid Ebenführer, 25.10.2021)