Auch Regisseurin Elisabeth Scharang ist aus dem Filmregieverband ausgetreten. "Es ist an der Zeit, eine filmpolitische Ära einzuläuten, die auf Gleichberechtigung, Transparenz und gegenseitigem Respekt beruht."

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Beim Verband Filmregie Österreich stehen die Zeichen auf Spaltung: Von der Interessenvertretung der Regisseurinnen und Regisseure hat sich eine Gruppe von derzeit 42 Filmschaffenden abgespalten. Hintergrund ist unter anderem die Debatte um eine Geschlechterquote bei der Fördermittelvergabe. Nach Eigenzählung der Sezessionistinnen und Sezessionisten hätten seit der Generalversammlung am 30. September rund 90 Prozent aller Kinofilmregisseurinnen den Verband verlassen.

Die Mehrheit der Ausgetretenen sind Frauen, worunter sich das Who's who der heimischen Regisseurinnen findet, wie etwa Barbara Albert, Ruth Beckermann, Sabine Derflinger, Marie Kreutzer, Elisabeth Scharang, Eva Spreitzhofer oder Mirjam Unger. Auch einige Männer finden sich unter den Verbandskritikern, so unter anderen Edgar Honetschläger und Michael Palm. Insgesamt repräsentieren die Ausgetretenen rund ein Drittel aller bisheriger Mitglieder des Verbands Filmregie.

Die Gruppe der 42, die unter dem Hashtag "#die_regisseur*innen" agiert, fordert nun einen radikalen Kurswechsel in der Vertretung der Regiesparte: "Es ist an der Zeit, eine filmpolitische Ära einzuläuten, die auf Gleichberechtigung, Transparenz und gegenseitigem Respekt beruht."

Gemeinsames Manifest

Dabei spart man in einem gemeinsamen Manifest nicht mit Kritik am bestehenden Verband Filmregie: "Eine lange Geschichte an Ausgrenzung, Intransparenz und respektlosem Umgang nach innen hat die politische Schlagkraft des Verbands Filmregie als wichtige Interessenvertretung der österreichischen Kinofilmregisseur*innen nach außen geschwächt." Beklagt werden mangelnde demokratischen Strukturen und fehlende Dialogbereitschaft. In der Debatte um die Geschlechterquote bei der Fördermittelvergabe habe es nicht einmal das Interesse an der Herstellung eines Minimalkonsenses gegeben – "wenn schon nicht zu einer progressiven, so doch wenigstens zu einer kollektiv-solidarischen Position". Hier hatte der Verband ein anderes Modell befürwortet, als letztlich vom Österreichischen Filminstitut als Förderkriterium implementiert wurde.

Insofern habe man sich zum nun vollzogenen Schritt gezwungen gesehen. "Wir brauchen eine Interessenvertretung, die sich diesen Themen aufgeschlossen stellt und Diversität offensiv unterstützt. Wir sehen in der bestehenden Struktur des Verbands Filmregie keine Möglichkeit mehr, all das umzusetzen." Man wolle nun einen Diskussionsprozess über die kommenden Monate hinweg in Gang setzen, dessen Ausgang offen sei. Ziel sei auszuloten, was eine auf Solidarität, Gleichberechtigung und Transparenz beruhende Interessenvertretung im Jahr 2021 ausmachen solle.

Der Regieverband gibt sich betroffen

Betroffen vom Schritt der Kolleginnen und Kollegen zeigte man sich indes beim Verband, möchte von einer Spaltung aber noch nicht sprechen. "Wir kommen hier ein bisschen zum Handkuss", unterstrich der erst seit Ende September im Vorstand sitzende Regisseur Arman T. Riahi im APA-Gespräch. Die Konfliktlinien seien hier schon älter, erläuterte auch Kurdwin Ayub, seit einem Jahr Mitglied des Vorstands. Sie vermute in vielen Fällen persönliche Konflikte hinter dem Vorgehen, zumal sich auf den Generalversammlungen viele nicht eingebracht hätten. "Es war in den vergangenen Jahren wenig Interesse da, demokratisch beteiligt zu sein", so Ayub.

Gemeinsam appelliert man indes weiterhin an die Ausgetretenen, zusammenzuhalten und den Verband als Interessenvertretung nicht aufzugeben. "Wir spielen hier einem spalterischen Zeitgeist in die Hände, anstatt sich in einem kleinen Land wie Österreich an einen Tisch setzen", so Riahi. Man plane für Ende November eine Versammlung, in der das auch schon zuvor gemachte Angebot, den Verband neu aufzustellen, auf der Tagesordnung stehe, was sich auch an die Sezessionistinnen und Sezessionisten richte. "Die Hand bleibt immer ausgestreckt", betonte der Regisseur.

Zugleich müsse man betonen, dass man auch nach den Austritten ein Interessenverband bleibe, der viele Perspektive vereine – von Frauen und Männern, Personen mit Migrationshintergrund oder queeren Menschen. "Wir sind eine pluralistische Interessenvertretung", so Riahi. (APA, 25.10.2021)