US-Präsident Joe Biden sprach bei einem Wahlkampfauftritt in Virginia über seinen Vorgänger Donald Trump.

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Arlington (Virginia) – US-Präsident Joe Biden hat es zuletzt meist vermieden, Donald Trumps Namen in den Mund zu nehmen – nun hat der Demokrat seinen republikanischen Vorgänger ungewöhnlich deutlich angegriffen. Bei einem Auftritt im Bundesstaat Virgina kritisierte er am Dienstagabend unter anderem Trumps Äußerungen über den vorige Woche gestorbenen Ex-Außenminister Colin Powell.

Die Attacke gegen Powell sei "beleidigend" gewesen". "Ich würde ja sagen, es ist unglaublich", sagte Biden in Arlington. Aber: "Das war es nicht. Trump hat dasselbe mit (seinem scharfen innerparteilichen Widersacher, Anm.) John McCain gemacht. So ist Donald Trump nun einmal."

Scharfe Kritik an US-Republikanern

Trump hatte darüber gespottet, dass Powell von den "Fake-News-Medien" nach seinem Tod gut behandelt worden sei, obwohl er "große Fehler in Sachen Irak" gemacht und einen Militäreinsatz in dem Land mit Verweis auf angebliche Massenvernichtungswaffen gerechtfertigt habe. Biden entgegnete darauf nun, Powell sei ein "amerikanischer Held" gewesen. Trump hingegen habe einen Mob von Aufständischen am 6. Jänner dieses Jahres dazu angetrieben, das Kapitol zu stürmen. "Und bis heute hetzt er Menschen im ganzen Land auf."

Biden fand bei seinem Wahlkampfauftritt in Virginia, wo am 2. November ein neuer Gouverneur gewählt wird, auch deutliche Worte für Trumps Republikaner. "Die heutige Republikanische Partei steht für nichts anderes als für weitere Steuersenkungen für die Reichen und die mächtigsten Konzerne", sagte er. Der Extremismus dominiere mittlerweile in der gesamten Republikanischen Partei.

Kampf um Virginia

Bidens Auftritt dürfte nicht nur moralische Entrüstung zum Hintergrund haben. Die führenden Kandidaten bei dem Gouverneursrennen in Virginia sind der frühere demokratische Amtsinhaber Terry McAuliffe und der Republikaner Glenn Youngkin – wobei die beiden laut Umfragen äußerst knapp beisammen liegen, obwohl die Demokraten in dem Bundesstaat sowohl bei Präsidentschafts- als auch bei Gouverneurswahlen zuletzt deutlich gewonnen hatten.

Biden verfolgte mit dem Auftritt offenkundig die Absicht, die Menschen an den Sturm auf das Kapitol zu erinnern und daran, wieso sie Trump zum Ende seiner Amtszeit mehrheitlich abgelehnt hatten. Er nannte Youngkin danach "einen Gefolgsmann von Donald Trump". Die umkämpfte Abstimmung in dem Bundesstaat gilt auch als Stimmungstest für die nationale Politik, wo Biden zuletzt laut Umfragen massiv an Zustimmung verloren hatte. (red, APA, 27.10.2021)