General Abdelfattah al-Burhan übernimmt im Sudan die Macht.

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Das Überbringen von Putschnachrichten ist General Abdelfattah al-Burhan nicht ganz neu: Der Chef der Militärjunta, die am Montag im Sudan die Macht an sich gerissen hat, überbrachte nach eigener Aussage im April 2019 auch Präsident Omar al-Bashir die Nachricht, dass er gestürzt sei. Zu vergleichen sind die beiden Situationen dennoch nicht: 2019 wurde angesichts einer friedlichen Protestwelle von Sudanesen und Sudanesinnen im ganzen Land die 30-jährige Herrschaft eines islamistischen Militärdiktators beendet. Am Montag hingegen setzten Burhan und die Seinen die Verfassungserklärung außer Kraft, die den Übergang des Sudan zu einem demokratischen System regelte, und verhafteten die zivile Regierung und die Zivilisten im "Souveränen Rat", in der Präsidentschaft.

Der General versprach, wie alle Putschgeneräle es zu tun pflegen, eine baldige Rückkehr zur Normalität und Wahlen. Einstweilen bleibt er an der Spitze des Staates, so wie er es ja als Chef des "Souveränen Rates" seit 2019 bereits war. Aber dieser Posten hätte laut Transitionsregelung in Kürze an einen Zivilisten gehen sollen.

Teilnahme an Bürgerkriegen

Abdelfattah al-Burhan, verheiratet und Vater dreier Kinder, ist 1960 im Dorf Kundato im Nordsudan geboren, in eine gemäß den lokalen Sufi-Traditionen religiöse Familie. Von der Schule schaffte er es auf die Militärakademie und in die Armee. Das bedeutete unter anderem die Teilnahme an den Bürgerkriegen mit dem Süden und in Darfur, wo manche Burhan als Kriegsverbrecher sehen. Eine kurze Auslandsepisode war Burhan als Verteidigungsattaché in China vergönnt. Zuletzt war er unter Omar al-Bashir Chef der Bodentruppen und Generalinspekteur der Armee.

Für Bashir soll Burhan auch die sudanesische Beteiligung an der saudisch geführten Militärintervention im Jemen organisiert haben: Das war eine politische Wende für den Sudan, weg vom iranischen Einfluss, zurück in eine arabische Allianz.

Burhan gilt im Machtgefüge als "Mann der Ägypter", mit Präsident Abdelfattah al-Sisi soll er befreundet sein. Nach Kairo führte ihn 2019 auch seine erste Auslandsreise, von dort ging es nach Riad und Abu Dhabi, wo die wichtigen Geldgeber sitzen. Aber am berühmtesten wurde jene nach Entebbe in Uganda: Dort traf Burhan im Februar 2020 den damaligen israelischen Premier Benjamin Netanjahu: ein Auftakt zur Normalisierung der Beziehungen zu Israel, die jetzt, wie vieles andere, in der Luft hängt. (Gudrun Harrer, 27.10.2021)