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Die Tabletten sind vielversprechend und könnten vor allem Menschen in ärmeren Ländern helfen.

Foto: Merck & Co Inc/Handout via REUTERS

Es könnte das erste Medikament sein, das gegen eine Covid-19-Erkrankung wirkt. Und es könnte für Millionen Menschen in ärmeren Weltregionen sehr günstig produziert werden: Molnupiravir, das von Merck (MSD) und Ridgeback Biotherapeutics hergestellt wird, wird im Moment von der amerikanischen und der europäischen Arzneimittelbehörde auf eine erste Zulassung geprüft.

Sollte das Medikament auf den Markt kommen, so wurde bereits jetzt mit der UN-gestützten Organisation "Medicines Patent Pool" ein bis dato einzigartiger Deal ausgehandelt. Die Einrichtung könnte an qualifizierte Pharmaunternehmen Lizenzen für die Herstellung der Tabletten in 105 Ländern vergeben – und weder MSD noch Ridgeback Biotherapeutics würden Lizenzgebühren erhalten. Und zwar so lange die Weltgesundheitsorganisation WHO die Corona-Pandemie als globalen Notfall einstuft. Die betroffenen Länder liegen vor allem in Afrika und Asien.

Wirksamkeit in frühem Stadium

Molnupiravir ist ein antivirales Medikament, das zur Behandlung von erwachsenen Covid-Patienten eingesetzt werden soll. Laut einem von den Herstellerunternehmen veröffentlichten Zwischenbericht hat sich das Risiko für einen Spitalsaufenthalt oder tödlichen Verlauf bei Infizierten nach der Einnahme der Tabletten etwa halbiert. Dabei müssen die Pillen aber bereits in einem frühen Stadium eingenommen werden. Ist man bereits zu lange erkrankt, wirkt das Medikament nicht mehr.

In einer Aussendung zu Beginn des Monats zitiert MSD die Ergebnisse der klinischen Phase-drei-Studie. Dabei wurden 775 Menschen weltweit untersucht, die entweder leicht oder mittelschwer an Covid-19 erkrankt waren und mindestens einen Risikofaktor aufwiesen, der einen schweren Verlauf begünstigt. Bis zu fünf Tage nach dem Einsetzen von Symptomen nahmen die Infizierten entweder Molnupiravir oder ein Placebo ein. In der Gruppe der Menschen, die das Medikament bekommen haben, starb niemand. In der Placebogruppe gab es acht Tote. 7,3 Prozent der Medikamentennutzer mussten ins Krankenhaus – im Gegensatz zu 14,1 Prozent bei den Unbehandelten.

Günstiger Preis

Sollten also die Tabletten zugelassen werden und der Deal mit dem Medicines Patent Pool greifen, könnten Generika in Entwicklungsländern zu einem Preis von rund 20 US-Dollar auf den Markt kommen, rechnet die New York Times vor. Im Vergleich dazu wollen die USA 712 US-Dollar in der Anfangsphase zahlen.

Advokaten für einen leichteren weltweiten Zugang zu Medikamenten begrüßen das Vorgehen der Pharmaunternehmen. Ärzte ohne Grenzen mahnt aber, dass der Deal nicht weit genug gehe. Die Lizenz schließe wichtige Länder mit gehobenem mittleren Einkommen wie Brasilien oder China aus, die aber etablierte Produktionsstätten für antivirale Medikamente hätten, heißt es.

Trotz alledem steht das Übereinkommen im starken Kontrast zum Vorgehen der Vakzinhersteller. Vor allem Pfizer und Moderna weigern sich noch strikt, ihre Technologien für die mRNA-Impfstoffe an Hersteller in Afrika, Asien oder Lateinamerika weiterzugeben. (bbl, 28.10.2021)