Bei dem Terroranschlag in Wien starben vier Menschen.

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Vier Menschen sind beim Terroranschlag in Wien vor einem Jahr getötet worden. 22 weitere wurden verletzt, teils schwer, mit lebenslangen Folgen. Bis heute gab es von öffentlicher Seite keine Entschuldigung bei den Hinterbliebenen oder den geschädigten Personen, obwohl eine grob mangelhafte Terrorabwehr nachgewiesen wurde.

Wie leben die betroffenen Menschen weiter? Welche Überlegungen stellen sie angesichts der bisherigen Entwicklungen an? Als Ergebnis der umfassenden, sich über Monate erstreckenden Recherche der Dossier-Journalistin Sahel Zarinfard zeigt kommenden Montag auf Ö1 Neun Minuten – Die Folgen des Terroranschlags in Wien die enttäuschten und entsetzten Stimmen aus dem Kreis der unmittelbar Betroffenen auf und stellt diesen die Einschätzungen von Juristen, Soziologen und Politikwissenschaftern gegenüber.

Untersuchungskommission

Eine von ihnen ist Ingeborg Zerbes, Chefin der mit dem Anschlag befassten Untersuchungskommission. Sie kommt gegen Schluss dieser spannend verschnittenen Interviews zu unmissverständlichen Aussagen. Demnach gibt der Verfassungsschutz für sie ein "verheerendes Bild" ab. Des Weiteren ortet sie ein "Abschieben der Verantwortung in untere Etagen" und warnt vor dem Missverständnis, die Fehlleistungen einzelnen Personen zuzuschreiben, es sei "ein systematisches Problem". Es brauche "eine neue Behördenkultur", diagnostiziert auch Kriminalsoziologin Veronika Hofinger.

Neun Minuten zeichnet also ein typisches Österreich-Bild: abwarten und versickern lassen; sich nicht entschuldigen, weil man damit Schuld eingestehen würde; und nur ja nichts ändern. (Margarete Affenzeller, 30.10.2021)