Teamchef Roger Bader steht hinter seinen Spielern, er ist das ganze Jahr unterwegs, um sie zu beobachten und mit ihren Trainern zu sprechen: "Man kennt mich als topprofessionell."

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Wien – Fünf Jahre lenkt Roger Bader bereits die Geschicke des österreichischen Eishockey-Nationalteams. Des Schweizers Ambition ist es, die Eishackler dauerhaft in der A-Klasse zu etablieren, dazu muss allerdings erst einmal der Wiederaufstieg bewerkstelligt werden. Denn nach dem Aufstieg 2017 und dem erstmals seit 14 Jahren geschafften Klassenerhalt in der Elite folgte 2019 der erneute Abstieg für die Paternoster-Nation. Bader bilanziert dennoch positiv: "Ich sehe eine gute Entwicklung", sagte der 57-Jährige aus Winterthur bei der Pressekonferenz des Eishockeyverbands (ÖEHV) anlässlich des Auftakts der Länderspielsaison.

Schnell und intensiv

Beim Viernationenturnier ab 8. November in Jesenice, Slowenien, wird Bader einige Spieler schonen, die im Sommer bei der verpassten Olympia-Qualifikation mitgewirkt hatten. Gegen die A-Nation Belarus, Frankreich und Slowenien (beide Division 1) sollen Jüngere ihre Chance bekommen. "Ich will schnelles, intensives Eishockey sehen, Leidenschaft und Feuer, will die schnellen Pferde galoppieren lassen." Die Ergebnisse seien nicht unwichtig, aber nicht erstrangig.

In der Vorbereitung gilt es, 27 Spieler aus drei Ländern und elf Klubs möglichst flott auf ein Level zu bringen. Bader hat er Stürmer Marco Kasper, mit 17 Jahren schon Stammspieler beim schwedischen Erstligatopklub Rögle, beobachtet. Er wird einer von sechs Debütanten sein. "Ein toller Spieler". Auch der 19-jährige, von Rögle an Zweitligist AIK nach Solna verliehene Verteidiger Thimo Nickl hat ihn beeindruckt. "Er hat sehr stark gespielt."

In Jesenice wird Bader von Arno Del Curto unterstützt. Der Schweizer Erfolgscoach fungiert dabei neben dem früheren Nationalteamspieler Manuel Latusa als Assistant-Coach, weil Markus Peintner und Philipp Lukas diesmal nicht zur Verfügung stehen. Del Curto hatte den HC Davos von 1996 bis 2018 unter seinen Fittichen und zu sechs Meistertiteln geführt. "Er ist ein Freund von mir und ich freue mich, dass er bereit ist uns auszuhelfen", sagte Bader.

Negatives und Positives

Nach Niederlagen gegen die Slowakei und Belarus, sowie einem Sieg gegen Polen wurde im August das Ticket für Olympia verpasst. "Man muss anerkennen, dass wir nicht auf dem Niveau der Slowakei und Belarus sind", sagte Bader. Beide Nationen können aus einem großen Kontingent von Spielern aus der KHL, NHL, der tschechischen wie der schwedischen Liga schöpfen. Gegen die Slowakei (1:2) hatte er "ein super Spiel" gesehen, auch die Leistung gegen Belarus (2:5) sei abgesehen von acht schlechten Minuten im Mitteldrittel gut gewesen. "Wenn man sich das völlig neutral ohne Österreichbrille anschaut, dann muss man sagen, die Ergebnisse waren wie erwartet, die Leistungen aber besser als die Resultate."

Bader sieht das Glas daher nicht halb leer, wie manche Kritiker, sondern halb voll. "Ich habe diese Mannschaft verjüngt, ohne dabei auf routinierte Spieler zu verzichten, habe den Kandidatenkreis vergrößert." U20-Spieler können hoffen, wenn sie sich gut entwickeln und hart an sich arbeiten, dass sie im A-Team eine Chance bekommen. Als Beispiel nennt Bader den 20-jährigen Kilian Zündel von Red Bull Salzburg. "Er hatte eine irrsinnige Entwicklung in den vergangenen zwölf Monaten."

Auf heimische Talente setzen

Dass in Österreichs Eishockey etwas weitergeht, sehe man auch bei Turnieren: "Wir haben dreimal den Österreich-Cup gewonnen, jedes Mal gegen A-Nationen, performen auch da auf gutem Level." Bader will Vereine ermutigen, noch mehr auf heimische Talente zu setzen. "Wer ist Erster in der Liga? Ljubljana! Sie spielen mit zwei bis vier Ausländern, alle anderen sind Slowenen, die vergangene Saison noch in der Alps Hockey League aktiv waren."

Noch hadert der Coach damit, dass 2019 der Klassenerhalt knapp nicht geschafft wurde. "Wenn der Schuss von Dominik Heinrich im Penaltyschießen gegen Italien nicht an die Latte, sondern reingegangen wäre, dann wären wir mit Stand heute in der A-Gruppe. Wir hatten dort schon auch Pech."

Bader pflegt einen offensiven Kommunikationsstil: "Ich habe regelmäßig Kontakt mit den Spielern." Als Covid ausbrach und viele zuhause sitzend mit Zukunftssorgen konfrontiert waren, telefonierte er "etwa mit 50 Spielern bis zu einer Stunde". Das habe es früher nicht gegeben. Die Spieler schätzen das.

Aus Fehlern lernen

Bader ortet einen gravierenden Mentalitätsunterschied zwischen Mitteleuropa und etwa Schweden, wo die Kreativität der Jungen gefördert wird, ohne sie "zusammenzustauchen", wenn einmal etwas schief geht. "Man muss ihnen auch gewähren, Fehler zu machen, sie werden sich dadurch schneller entwickeln", sagte Bader, der immer wieder betont, dass "Kontinuität eine Schlüsselqualität im Nationalteam" ist.

Warum Kontinuität? "Weil im Nationalteam die Uhren einfach anders ticken als im Verein, wo fast immer nur das nächste Spiel wichtig ist", sagte Bader. "Die Spieler wissen, was sie erwartet, sie kennen das Spielsystem, die Art und Weise, wie wir trainieren und miteinander umgehen." Er setzt auf eine Kerngruppe um Manuel Ganahl und Peter Schneider. Aber es gebe natürlich auch Wechsel, wenn jemand verletzt oder die Leistungsentwicklung nicht mehr entsprechend sei.

Wenn die Richtung stimmt

Kontinuität sei aber auch auf der Trainerbank gefragt. "Dave Henderson war zwölf Jahre Nationalcoach Frankreichs. Ralph Krüger war 13 Jahre Trainer der Schweiz. War er immer erfolgreich? Nein, er hat auch nicht immer das WM-Viertelfinale erreicht, aber die Richtung hat gestimmt."

Die Richtung sollte auch im ÖEHV-Team stimmen. Im Februar wird es langsam ernst. Beim Österreich-Cup in Klagenfurt wird das Team in Bestbesetzung auftreten, um für die B-WM im Mai in Jesenice vorbereitet zu sein. Nach der WM läuft Baders Vertrag aus. "Danach werden wir uns zusammensetzen und besprechen, wie es weitergeht. Ich habe 30 Jahre Erfahrung, kann mir auch andere Aufgaben vorstellen, aber ich bin gern Österreichs Teamchef." (Thomas Hirner, 29.10.2021)