Joe Biden und seine Frau Jill verlassen die Air Force One in Rom.

Foto: Brendan Smialowski / AFP

Rom – US-Präsident Joe Biden hat eine mehrtägige Reise in Europa begonnen. In der Nacht auf Freitag landete er in Rom, wo er am G20-Gipfel teilnehmen wird, der erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder als physisches Treffen der Staats- und Regierungschefs stattfindet. Anfang kommender Woche wird Biden dann bei der Weltklimakonferenz COP 26 in Glasgow erwartet.

Treffen mit Papst

Zuerst ist Biden aber Freitagmittag zu einer Audienz bei Papst Franziskus eingetroffen. Auf dem Programm im Vatikan standen für Biden und seine Frau Jill am Freitag zunächst eine Privataudienz, gefolgt von einem erweiterten politischen Treffen. Im Anschluss an das etwa einstündige Treffen sollte Biden – der erst zweite katholische Präsident in der US-Geschichte – noch ein Gespräch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin haben.

Biden wurde vor dem Apostolischen Palast von Würdenträgern des Vatikans begrüßt. Das eigentliche Treffen mit dem Papst sollte hinter verschlossenen Türen stattfinden. Nach Angaben des Weißen Hauses sollte es bei den Gesprächen mit Franziskus unter anderem um den Kampf gegen die Corona-Pandemie, den Klimawandel und die weltweite Bekämpfung der Armut gehen.

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Die Schweizer Garde empfängt den US-Präsidenten Joe Biden.
Foto: AP Photo/Evan Vucci

Unklar blieb zunächst, ob auch das umstrittene Thema Abtreibung zur Sprache kommen würde. Bidens Regierung unterstützt das Recht auf Abtreibung, was im Widerspruch zur Position der katholischen Kirche steht. Einzelne US-Bischöfe hatten daher gefordert, Biden von der Kommunion auszuschließen. Der Papst mahnte daraufhin, Bischöfe sollten Seelsorger sein und nicht Politiker. Er habe noch niemandem die Kommunion verweigert, sagte Franziskus im September.

Biden, der regelmäßig in die Kirche geht, gilt als gläubiger Katholik. In seinem Büro fand sich schon am ersten Tag seiner Amtszeit neben Familienfotos auch eine Aufnahme mit Papst Franziskus. Der erste katholische US-Präsident war John F. Kennedy (1961-1963) gewesen.

Treffen mit Macron

Außerdem ist in Rom ein Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron geplant. Sie werden wohl vor allem über den U-Boot-Streit sprechen, der zu einer diplomatischen Krise zwischen Washington und Paris geführt hat und die Beziehungen schwer belastet. Biden, der australische Premierminister Scott Morrison und der britische Premier Boris Johnson kündigten Mitte September ein neues Bündnis für den Indopazifik an. Zentraler Baustein der Aukus genannten Dreierallianz ist der Bau von atombetriebenen U-Booten für Australien. Das rief vor allem in Frankreich empörte Reaktionen hervor. Denn nach der Vereinbarung mit Großbritannien und den USA strich die australische Regierung eine vor Jahren erfolgte Bestellung von zwölf französischen U-Booten. Frankreich entging damit ein milliardenschweres Rüstungsgeschäft, ein schwerer Schlag für die heimische Rüstungsindustrie.

Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian reagierte erbittert und warf den Verbündeten vor, Paris "in den Rücken gefallen" zu sein. Die Europäische Union stellte sich in dem U-Boot-Streit rasch hinter Frankreich. EU-Ratspräsident Charles Michel warf den USA einen "klaren Mangel an Transparenz und Loyalität" vor.

Das Verhältnis zwischen den USA und den EU-Staaten hatte sich schon vorher wegen des chaotischen Truppenabzugs aus Afghanistan eingetrübt. Einige fragten sich, wie ernst Bidens Bekenntnis zu internationaler Kooperation und einer engen Zusammenarbeit mit den Europäern wirklich ist. (APA, AFP, red, 29.10.2021)