Das riesige Haus ist für viele die Belohnung für stundenlanges Pendeln. Dafür wird viel Boden versiegelt.

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Zwei Zahlen aus den letzten Wochen: 20.000 – so viele Einfamilienhäuser wurden im Jahr 2020 in Österreich baubewilligt. Es war der höchste Wert seit den 1980er-Jahren. Und 11,5 – so viele Hektar an Grünland werden in Österreich immer noch täglich (!) in Anspruch genommen, für Straßen, Siedlungen etc. Klar: Irgendwo müssen die 20.000 Häuser ja gebaut werden, denn der allergrößte Teil davon wird auf zuvor unbebauten Liegenschaften errichtet. Diese Böden werden dann zu 40 Prozent versiegelt.

Ja, immer noch wollen die meisten Menschen im Einfamilienhaus leben. Doch die Familien werden immer kleiner, die Häuser aber immer größer. Die üblichen 120 Quadratmeter an Wohnfläche aus den Achtzigerjahren gehen heutzutage gerade mal als Zu- oder Anbau durch. 180 bis 200 Quadratmeter sind keine Seltenheit, denn die vorhandenen Größenbeschränkungen der Wohnbauförderungen sind im Niedrigzinsumfeld fast völlig egal: Nur noch jeder fünfte Häuslbauer holt sich die Förderung ab.

Günstige Grundstücke

Andere Gründe für immer größer werdende Häuser hat der aus Amstetten stammende Klimaökonom Gernot Wagner von der New York University in seinem Buch "Stadt, Land, Klima" gut beschrieben: Viele Branchen leben davon, dass die privaten Wohnflächen immer größer werden – von den Banken bis zu den Baumärkten.

Zum anderen ist das riesige Haus in der Einschicht, wo die Grundstücke günstig sind, dann halt die Belohnung für das stundenlange Pendeln zur Arbeit: ein Rebound-Effekt, der die Wohnflächen ebenso vergrößert. Das hat sich mit Corona sogar noch verstärkt.

Dieser Flächenfraß müsste sich dringend ändern. Nur wie?

Ein Umdenken hinsichtlich dessen, was als "normal" gilt, wäre nötig, meint Wagner; und eine Besinnung auf Qualität statt Quantität. Da kann man nur zustimmen. (Martin Putschögl, 29.10.2021)