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PRO: Trotzdem sparen

von Regina Bruckner

Der Weltspartag oder die von einigen Banken ausgerufene Weltsparwoche, sie klingen fast wie ein Hohn. Wer sein Geld zur Bank trägt, könnte es gleich unter den Kopfpolster legen. Zumindest wenn es um die Frage geht, ob Sparen sich noch auszahlt. Das tut es natürlich angesichts der Niedrigstzinsen nicht. Trotzdem lassen viele Österreicher und Österreicherinnen ihr sauer Erspartes fast trotzig auf dem Sparbuch oder auf dem Konto liegen oder bleiben bei ihrem Bausparvertrag. Man beschäftigt sich lieber mit Urlaubsplanung als mit Finanzfragen. Ist doch viel lustvoller. Macht man außerdem immer schon so – auch wenn das Sümmchen dank Inflation schmilzt und schmilzt.

Trotzdem: Sparen muss sein – so altmodisch das klingt. Jeder und jede tut gut daran, einen Notgroschen parat zu haben. Dafür muss man manchmal den Verlockungen der Konsumwelt widerstehen. Was den Vermögensaufbau betrifft: Den Kopf in den Sand zu stecken und lieber alles auf den Putz zu hauen ist die schlechteste aller Möglichkeiten. Sparen heißt auch, sich mit den Finanzen auseinanderzusetzen, was sich ausgeht zur Seite zu legen und klug zu investieren.

Dafür heißt es sich von der eigenen Trägheit verabschieden, denn es braucht einiges an Wissen und Übung. Viele jüngere Menschen haben das erkannt und trauen sich auch über Wertpapiere drüber. Ganz ohne Risiko ist das freilich nicht. Aber das gilt ja für alles im Leben. (Regina Bruckner, 29.10.2021)

KONTRA: Gönn dir!

von Julia Beirer

Wozu heutzutage noch sparen? Übrig bleibt sowieso nichts. Am besten demonstriert das der in Österreich überaus beliebte und vielbeworbene Bausparvertrag. Er gilt als sichere Sparform – und das ist er auch, zumindest aus Sicht der Bank. Der Deal: Die Bank bekommt jeden Monat maximal 100 Euro, darf damit sechs Jahre lang machen, was sie will – ohne Rechenschaft ablegen zu müssen. Die Kundin hat während der gesamten Zeit keinerlei Zugriff auf das Geld, bekommt dafür aber einen fixen Zinssatz von 0,5 Prozent sowie eine kleine Prämie pro Jahr. So weit, so dürftig. Noch dazu frisst die Bank die mickrigen Zinsen durch Gebühren gleich selbst und lässt für die Steuer ein paar Brösel übrig. Was bleibt: ein finanziell nüchterner Magen und die ernüchternde Erkenntnis, das Geld in Zukunft besser anders zu investieren. Nämlich in das eigene Wohlbefinden.

Lieber einmal mehr Pizza essen beim Neapolitaner in Wien oder mit dem Zug für ein paar Tage nach Kampanien gondeln, um den kulinarischen Vergleich anzutreten. Warum nicht eine Italien-Rundreise daraus machen? Dabei die Existenzängste, die der Bausparvertrag kurzfristig vertrieben hat, Kilometer für Kilometer hinter sich lassen und den letzten Rest in Capri im Meer versenken. Auf den finanziellen Befreiungsschlag gibt es dann erst einmal ein Zitroneneis im frisch gebackenen Stanitzel. Man gönnt sich (von nun an) ja auch sonst alles. (Julia Beirer, 29.10.2021)