Joshua Kimmich im Einsatz am vergangenen Wochenende.

Foto: EPA

Transparent beim Spiel gegen Union Berlin.

Foto: imago images/Matthias Koch

Berlin – Die Impfdebatte um Joshua Kimmich lässt nicht nach und erreicht immer höhere politische Kreise. Nun haben sich auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eingemischt – und Lukas Podolski versteht die Welt nicht mehr.

Kimmich werde in der Öffentlichkeit quasi "als Schwerverbrecher" hingestellt, wetterte der Weltmeister von 2014 in der Bild. Für ihn hat die aufgeheizte Diskussion einen bitteren Beigeschmack: "Man zwingt einen ja fast schon, sich da was reinspritzen zu lassen, das ist ja das Absurde. Der Druck wird ja jeden Tag erhöht."

Unverständnis bei Merkel

Dem widerspricht Merkel. Auch für einen Fußballprofi wie Kimmich gebe es keine Impfpflicht, sagte die CDU-Politikerin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die offizielle Begründung Kimmichs, sich aufgrund "persönlicher Bedenken" hinsichtlich "fehlender Langzeitstudien" noch nicht gegen das Coronavirus impfen zu lassen, kann Merkel jedoch nicht nachvollziehen. Es gebe "auf seine Fragen und Zweifel sehr gute Sachargumente, die allgemein verfügbar sind". Die Kanzlerin hofft daher: "Vielleicht macht sich Joshua Kimmich darüber ja auch noch Gedanken. Er ist ja als sehr reflektierter Fußballer bekannt."

Die neue Bundestagspräsidentin Bärbel Bas lud den Nationalspieler sogar zu einem Gespräch über Corona und die Impfstoffe ein. "Ich treffe mich gerne mit Joshua Kimmich auf einen Kaffee. Denn ich bin ihm sogar dankbar, dass er die Debatte über Langzeitfolgen der Impfungen vor dem Winter noch einmal angestoßen hat", sagte die SPD-Politikerin der Rheinischen Post.

Bas ist in gewisser Weise sogar froh, dass Kimmich die Impfdebatte "zum richtigen Zeitpunkt" wieder verstärkt habe. "Vielleicht lassen sich dann noch mehr Menschen von einer Impfung überzeugen, bevor sie von der vierten Welle erwischt werden, die jetzt rollt", sagte sie.

Schelte von Ex-Weltmeister

Beim 5:2-Auswärtssieg der Bayern bei Union Berlin gab es für Kimmich keine nennenswerten Reaktionen von den Rängen. Pfiffe oder Buhrufe wären auch fehl am Platz, findet Podolski: "Es wird dem Joshua auch nicht gerecht, ihn jetzt an den Pranger zu stellen für so was."

Ex-Weltmeister Paul Breitner stellte Kimmich im BR jedoch an den Pranger. Die Bayern-Legende verwies auf Aussagen von Liverpools Teammanager Jürgen Klopp, der einen Impfverzicht mit Trunkenheit am Steuer verglichen hatte. "Er meinte damit und hätte vielleicht auch sagen können: Sich nicht impfen zu lassen, ist potenzielle, vorsätzliche Körperverletzung", sagte Breitner. Er habe für Kimmichs Haltung "null Verständnis".

Fünf Profis seines früheren Klubs sind angeblich nicht geimpft. "Diese fünf", so Breitner, "hätten bei mir nicht gespielt und nicht mal mit uns trainiert." Er wolle Kimmich am liebsten zurufen: "Bursche, was machst du?"

Kimmich hat mit seinem Teamkollegen Leon Goretzka die Initiative "WeKickCorona" ins Leben gerufen und finanziell unterstützt. Diese spendet unter anderem Geld für Impfkampagnen sowie soziale und karitative Projekte. (sid, 1.11.2021)