Nur drei von insgesamt einem Dutzend Black Hawks sind einsatzbereit.

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Wien – Eine Woche nach Ausbruch des Feuers nahe der Ortschaft Hirschwang und nach vielen Stunden, in denen man wegen eines möglichen Sturms gebangt hatte, konnte man am Montag eine Wetterentwicklung zugunsten der Brandbekämpfer wahrnehmen: Eine Regenfront breitete sich vom Westen her über Österreich aus – und Regenwasser ist schließlich auch Löschwasser.

Aber noch war es nicht so weit. Noch kam das Löschwasser aus den Schläuchen der Feuerwehr und aus den Tanks von Flugzeugen und Hubschraubern. Spektakulär vor allem der Einsatz der gelben italienischen Löschflugzeuge, die am Samstag in Österreich eingetroffen sind: Die Canadair CL-415 kann je Turnus 6000 bis 7000 Liter Wasser in der Neuen Donau in Wien aufnehmen und über dem eine halbe Stunde entfernten Brandherd abwerfen. Das ist pro Anflug mehr, pro Stunde allerdings weniger als das, was die Black Hawk des Bundesheers schaffen – diese können pro Flug zwar nur 3000 Liter aufnehmen und ablassen, aber sie müssen das Wasser nicht aus Wien holen und sind daher rascher und flexibler im Einsatz.

Zusätzlich zu den beiden Black Hawk hat das Bundesheer noch einen AB-212 (Kapazität 800 Liter) und eine Alouette III (500 Liter) sowie eine Pilatus PC-6 im Katastrophengebiet. Zudem sind zwei Spezialhubschrauber aus Deutschland (Sikorsky CH-53 mit rund 5000-Liter-Wassertanks) und eine slowakische Mil Mi 17 (3000 Liter) im Einsatz.

Noch während das Feuer brennt, haben sich diverse politische Auseinandersetzungen rund um die Brandbekämpfung entwickelt. So wird gefragt, warum Österreich nicht längst eigene Löschflugzeuge angeschafft hat, wie es sich die niederösterreichische Feuerwehr seit Jahren wünscht.

Engpässe beim Black Hawk

Und auch dem Bundesheer werden Vorwürfe gemacht: Von seinen Black Hawk sind derzeit nur drei einsatzbereit. Der SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer spricht überhaupt nur von einem Klarstand von zwei Fluggeräten – eben jenen, die im Schneeberg-Rax-Gelände eingesetzt werden: "Wären alle Black Hawk einsatzbereit, bräuchten wir womöglich keine Hilfe aus dem Ausland", wird Laimer in Heute zitiert. Tatsache ist: Die Engpässe bei der Black-Hawk-Flotte sind seit vielen Jahren bekannt – 2013 wurde dem damaligen Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) gemeldet, dass ein Midlife-Update dringlich wäre, weil einige Systeme (etwa die im Cockpit verbauten Bildschirme) erneuert werden müssten und keine Ersatzteile lieferbar sind.

Der Auftrag wurde allerdings erst Jahre später erteilt – auch jetzt sind gerade zwei der neun Fluggeräte zur Runderneuerung in den USA. Weitere drei sind unter Minister Mario Kunasek (FPÖ) bestellt, aber noch nicht geliefert worden.

Positive Wirkungen

Umstritten ist auch, welche Schäden das Feuer wirklich angerichtet hat. Im Fireblog des Instituts für Waldbau der Universität für Bodenkultur argumentiert der Experte Mortimer Müller, "dass der Waldbrand an den Hängen des Mittagsteins in Hirschwang einen positiven Effekt haben kann: Die seit Jahren oder gar Jahrzehnten angehäufte tote, brennbare Biomasse (vor allem Nadeln, Laub, Zweige und Äste) ist durch das Feuer verbrannt. Man mag provokant die Hypothese aufstellen, dass der aktuelle Waldbrand einem großflächigen kontrollierten Brennen (‚prescribed burning‘) gleicht, wie es in anderen Ländern schon lange praktiziert wird. Damit ist in den kommenden Jahren in dem betroffenen Gebiet das Risiko eines Waldbrandes mit hoher Brandintensität – und größeren Schäden – deutlich reduziert."

Allerdings sei im steilen Gelände die Aufforstung extrem schwierig. Müller erklärt: "Auf der anderen Seite muss berücksichtigt werden, dass das alpine Gelände und die vielen Schutzwälder in Österreich die Brandbekämpfung erschweren und nachfolgende Naturgefahren wie Steinschlag, Lawinen, Muren oder Erosion zu weiteren Schäden und einer Gefährdung von Siedlungen und Infrastrukturen führen können. ... Ebenso gab es in der Vergangenheit Brandereignisse auf Steilhängen, bei denen durch großflächige Erosion nach dem Feuer heute nur noch blanker Fels zu finden ist – eine Wiederbewaldung ist dort, wenn überhaupt, erst in vielen Jahrzehnten zu erwarten."

(Conrad Seidl, 1.11.2021)