Großflächige Waldbrände wie dieser im Amazonas-Regenwald in Brasilien haben verheerende Auswirkungen auf das Klima. Nun verpflichten sich 100 Staaten, dem entgegenzuwirken, darunter auch Brasilien.

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Die Vertreter von rund 100 Staaten bekannten sich zum Stopp der Entwaldung bis 2030. Wer angesichts dieser Meldung ein Déjà-vu erlebt, ist mitnichten allein. Denn das Bekenntnis im Rahmen der Weltklimakonferenz in Glasgow ist nicht das erste seiner Art. Bereits vor sieben Jahren, 2014, hatten sich Regierungsvertreter und Interessengruppen auf ein Ende der Abholzung bis 2030 geeinigt. Ohne Wirkung. Ab 2014 nahm der Waldbestand weltweit weiter ab. Jede Minute geht laut Schätzungen eine Fläche von etwa 27 Fußballfeldern verloren.

Anders als 2014 gehören diesmal auch Russland und Brasilien zu den Unterzeichnern, beide Länder beheimaten einen beträchtlichen Teil der weltweiten Waldbestände. Auch China ist an Bord. Laut den britischen Organisatoren der Konferenz repräsentieren die an der Initiative beteiligten Länder rund 85 Prozent der weltweiten Waldbestände.

Verhaltene Reaktionen

Was die Zusagen in der Praxis wert sind, muss sich freilich erst weisen. Klima- und Waldexperte Simon Lewis vom University College London äußerte sich am Dienstag gegenüber der BBC verhalten. Die neue Abmachung gehe nicht das Problem der wachsenden Nachfrage nach Produkten wie Fleisch an, die auf gerodeten Regenwaldflächen produziert werden. Dazu müsse der hohe Fleischkonsum in Ländern wie etwa den USA und Großbritannien thematisiert werden, forderte der Experte.

Die weltweiten Waldbestände sind für das Klima zentral. Nicht nur wirken sie lokal aufs Klima, sie binden auch Unmengen Kohlenstoffdioxid. Wälder nehmen etwa ein Drittel der jährlich vom Menschen ausgestoßenen CO2-Emissionen auf. Sie seien die beste verfügbare Technologie, um CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, sagte Ali-Ben Bongo Ondimba, der Präsident des zentralafrikanischen Staats Gabun, am Dienstag im Rahmen des Gipfels.

Das Klima ist ein komplexes System, in dem viele Faktoren eine Rolle spielen. Eine Waldstrategie allein kann die Erderwärmung nicht aufhalten, wenn die Emissionen nicht sinken.

Entsprechend ging es am Dienstag in Glasgow nicht nur um Wälder, sondern auch um Methan. Das Treibhausgas entsteht zwar auch in der Natur, das Gros der weltweiten Emissionen ist aber menschengemacht. Methan ist viel klimaschädlicher als CO2 und entsteht etwa als Nebenprodukt in der Öl- und Gasgewinnung oder in der Viehwirtschaft.

Weniger Methan

Die USA, die weltweit zu den größten Methanemittenten zählen, haben am Dienstag dargelegt, wie sie das Treibhausgas künftig reduzieren wollen. Der US-Plan sieht etwa ausgeweitete Vorschriften für neue Öl- und Gasbohrlöcher vor. Vorschriften für Betreiber von Pipelines würden verschärft, um gegen Methanlecks vorzugehen. Bei Mülldeponien solle der Ausstoß des Gases stark begrenzt werden.

Zahlreiche Länder dürften nun nachziehen. Eine schon im September ins Leben gerufene Initiative mit mehr als 100 Unterzeichnerstaaten hat zum Ziel, Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu senken. Wenn sie erfolgreich umgesetzt wird, könnte die Klimaerwärmung bis 2050 laut EU-Kommission um rund 0,2 Grad reduziert werden.

Auch bei einem weiteren Verhandlungspunkt in Glasgow rückt eine Einigung näher. Chinas Hauptverhandler hat in Aussicht gestellt, dass ein Beschluss zur künftigen Ausrichtung internationaler Kohlenstoffmärkte nicht unwahrscheinlich sei. Durch den sogenannten sechsten Artikel des Pariser Abkommens können sich Staaten Emissionsreduktionen in anderen Ländern selbst anrechnen.

Globaler Ansatz nötig

Dass Lösungen notwendig sind, verdeutlichte am Dienstag einmal mehr eine von der Industriestaatenorganisation OECD veröffentlichte Studie. In dieser wird an die bereits absehbare Zunahme von Umweltgefahren erinnert. Extremwetter werden zunehmen, der Meeresspiegel steigen. Es sei wichtig, dass sich einzelne Staaten auf die Gefahren vorbereiten, heißt es weiter.

Weil ärmere Länder den größten Risiken ausgesetzt seien, brauche es "eine stärkere globale Architektur für die Finanzierung von Klima- und Katastrophenrisiken". Länderübergreifende Solidarität sei in der Klimapolitik zentral, betonen die Studienautoren. Zudem müssen die Erforschung und die Überwachung von für das Klima kritischen Kipppunkten auf globaler Ebene gestärkt werden. Kommentar Seite 32

Wälder sind riesige CO2-Speicher. Besonders in den tropischen Zonen werden jedes Jahr riesige Waldflächen gerodet. Auf dem Klimagipfel bekannten sich zahlreiche Staaten zu einem Ende der globalen Entwaldung. (Aloysius Widmann, Nora Laufer, 2.11.2021)