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Der dritte Stich hat Israel wieder mehr Normalität gebracht.

Foto: AP / Oded Balilty

Anfang der Woche öffnete Israel seine Grenzen für Individualtouristen, Hotels bereiten sich nach 20 Monaten Flaute auf den lang ersehnten Aufschwung vor. Nun wirkt es so, als wäre die vierte Welle sehr weit weg. Dabei ist es nur zwei Monate her, dass das Land alle Infektionsrekorde brach.

Am 2. September, einen Tag, nachdem Schülerinnen und Schüler im ganzen Land aus den Sommerferien in ihre Klassen zurückgekehrt waren, schoss die Kurve der täglichen Neuinfektionen durch die Decke. An jenem Tag wurden in dem Neun-Millionen-Einwohner-Land 11.347 Neuinfektionen verzeichnet. Das war der höchste Wert seit Beginn der Pandemie. Israel, das Land der erfolgreichen Massenimpfung, übertraf mit seinen Inzidenzwerten sogar die massive dritte Pandemiewelle, während der noch niemand geimpft gewesen war.

Entspannte Behörden

Trotzdem war von der Alarmstimmung der früheren Wellen nichts zu spüren, die Verantwortlichen im Gesundheitsministerium blieben cool. Es gab keinen Lockdown, die Schulen blieben geöffnet, Großveranstaltungen fanden statt. Die Zahlen gingen trotzdem zurück. Am vergangenen Dienstag zählte das Land nur noch 190 neue Fälle.

Wie war es dem Mittelmeerstaat gelungen, den Kopf so rasch aus der Schlinge zu ziehen?

Die Antwort liegt in einer Strategie, die Israel schon zum Jahresanfang den Titel "Impfweltmeister" eingebracht hatte: rasches, möglichst breit angelegtes Impfen der Bevölkerung. Ende Juli wurden alle über 60-Jährigen zur dritten Impfung gerufen, bald danach auch jüngere Altersschichten. Seit Ende August ist der Booster-Shot für alle ab zwölf Jahren zugänglich: unbürokratisch, spontan, in den meisten Fällen sogar ohne Terminvereinbarung. Nun haben bereits 43 Prozent der Israelis den Booster-Shot erhalten. In der Altersgruppe der 60- bis 90-Jährigen sind es sogar 80 Prozent.

Die Wirkung zeigte sich nach drei Wochen. Ende August flachte die Kurve der schwer erkrankten Patienten ab. Anfang September, als bereits jeder vierte Israeli dreifach geimpft war, begannen die täglichen Neuinfektionen zu sinken.

Zwei Impfungen für Einreise

Seit Montag dürfen nun alle Touristen mit Impfschutz einreisen: Die zweite Impfung darf nicht länger als sechs Monate zurückliegen. Wer dreifach geimpft ist, darf ins Land, sobald seit dem Impftermin 14 Tage vergangen sind.

Einreisende müssen am Flughafen Tel Aviv aber einen PCR-Test machen und in Quarantäne bleiben, bis das negative Ergebnis vorliegt. Wer die Quarantäne nicht einhält, darf drei Jahre lang nicht nach Israel einreisen. Wer sein Impftestat fälscht, wird sogar für fünf Jahre auf die schwarze Liste gesetzt. (Maria Sterkl aus Jerusalem, 2.11.2021)