Daniela Inführ, Forscherin bei Agrobiogel, gewann mit der Präsentation der Idee den diesjährigen Falling-Walls-Österreichbewerb.

Foto: Agrobiogel

Die Erderwärmung bringt neue Herausforderungen für die Landwirtschaft, seien es lang anhaltende Dürren und erhöhter Wasserbedarf, eine Verschlechterung der Bodenqualität oder extreme Starkregenereignisse, die die Düngerstickstoffe noch schneller ins Grundwasser auswaschen. Landwirte müssen Möglichkeiten finden, diesen Widrigkeiten zu begegnen.

Einen Beitrag dafür könnten sogenannte Hydrogele leisten: wasserunlösliche Substanzen, die Wasser aber sehr gut speichern können. Ein neuer Ansatz aus diesem Bereich kommt vom Tullner Unternehmen Agrobiogel, ein Spin-off-Unternehmen der Wiener Universität für Bodenkultur, das dort erzielte Forschungsergebnisse marktreif macht.

Wasser und Dünger festhalten

Daniela Inführ, Forscherin bei Agrobiogel, gewann mit der Präsentation der Idee den diesjährigen Falling-Walls-Österreichbewerb. Organisatoren der nationalen Ausscheidung sind der Inkubator Accent und die Beteiligungsgesellschaft Tecnet Equity des Landes NÖ, das Austrian Institute of Technology (AIT) ist ein Kooperationspartner. Inführ wird am kommenden Wochenende bei der Endausscheidung im Rahmen der Falling Walls Conference in Berlin gegen dutzende nationale Gewinner aus der ganzen Welt antreten.

"Das Hydrogel wird in den Boden eingearbeitet. Dort nimmt es Wasser auf und bewahrt es vor dem Verdunsten, um es in Trockenzeiten wieder langsam an die Pflanzen abzugeben", erklärt Inführ. Auch die gelösten Düngemittel werden dadurch nicht ausgewaschen, sondern im Boden gespeichert.

Für die Forscherin ist klar, dass man "jeden Boden damit verbessern kann". Versuche hätten gezeigt, dass selbst Sandböden fruchtbarer werden. Das Hydrogel bleibt dabei mehrere Jahre aktiv – im Start-up geht man von bis zu zehn Jahren aus. "Am Ende degradiert es zu Humus und verbessert auch in dieser Form den Boden", betont Inführ.

Günstige Aufbereitung aus Reststoffen

Der Vorteil des Ansatzes ist, dass ein vollkommen holzbasierter Rohstoff günstig aufbereitet werden kann. Die Forschenden bedienen sich Reststoffen aus der Papier- und Zellstoffindustrie, die gereinigt, bestimmten Katalysatorstoffen ausgesetzt und in die granulatartige Form gebracht werden.

Über das konkrete Produktionsverfahren hält man sich bei Agrobiogel vor der Markteinführung aber bedeckt. Im Frühjahr 2022 soll das Hydrogel im Handel erhältlich sein. Unterstützung für die Entwicklung kam neben dem Start-up-Brutkasten Accent von der Förderagentur AWS und vom Austrian Centre of Industrial Biotechnology (Acib).

Die 1982 in Stockerau geborene Inführ, die das Projekt in Berlin einem globalen Auditorium präsentiert, hat selbst den Studiengang Biotechnische Verfahren an der Fachhochschule Wiener Neustadt absolviert. Nach mehreren Jahren als Flugbegleiterin zielte sie mit dem Studium auf eine Tätigkeit im medizinischen Bereich ab.

Nach einer daran anschließenden Zeit in der pharmazeutischen Forschung landete die Mutter einer sechsjährigen Tochter schließlich bei Agrobiogel. Von der Forschung dort ist auch der Nachwuchs begeistert, wie Inführ erzählt: "Meine Tochter hat das Biogel bereits im Garten der Oma ausgebracht!" (Alois Pumhösel, 3.11.2021)