Wie schwierig es ist, kranke und alte Leute gut versorgen zu lassen, das ist seit Jahren bekannt.

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"Die Pflege und Betreuung von älteren Menschen ist heute keine Ausnahmeerscheinung und stellt ein zentrales Thema in der österreichischen Sozialpolitik dar." Dieses Bekenntnis kann man auf der Homepage des Sozialministeriums nachlesen – das Kapitel "Pflege und Betreuung" wurde am 1. Jänner 2021 letztmals aktualisiert. Die Fakten aus der Pflegepersonalbedarfprognose: Bis zum Jahr 2030 fehlen in dem Bereich 76.000 Mitarbeiter.

Unter welch schwierigen Bedingungen Pflegepersonal arbeitet, wie sehr es körperlich und psychisch gefordert ist, wie schlecht es verdient – und wie wichtig seine Arbeit ist –, das ist seit Jahren bekannt. Wie schwierig es ist, kranke und alte Leute gut versorgen zu lassen, das ist seit Jahren bekannt. Vor kurzem erst haben Patienten- und Pflegeanwälte den grünen Sozial- und Gesundheitsminister via offenen Brief an den "Notstand" erinnert, erneut Alarm geschlagen. Sie weisen auch auf Versorgungsmängel und immer mehr Beschwerden hin. Zustände, die unwürdig sind für alle Beteiligten, vor allem die zu Pflegenden.

Der Ruf nach "Pflegegipfeln" hat daran nichts geändert. Das Versprechen der türkis-grünen Koalition, die Pflege- und Finanzierungsreform zu ihrem ersten Thema zu machen, auch nicht. Bis heute ist es bei Lippenbekenntnissen geblieben – ein schwerer Fehler und ein schweres Versäumnis. Was die Welt beim Klima macht, macht Österreich auch in der Pflege. Wegschauen, bis es brennt. (Renate Graber, 3.11.2021)