Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) sagte, dass der Impfschutz nach sechs Monaten deutlich nachlasse. Daher werden Drittstiche zeitlich vorgezogen. Bei der einen Auffrischungsimpfung wird es laut Mückstein in den kommenden Jahren aber wohl nicht bleiben: "Ja, es wird auch einen vierten Stich geben, mutmaßlich."

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Wien und Vorarlberg waren am Montag mit der Ankündigung vorgeprescht, Termine für Auffrischungsimpfungen für alle bereits sechs Monate nach der Zweitimpfung zu vergeben. Das Nationale Impfgremium (NIG) sprach nach einer Sitzung am Dienstag diese Empfehlung für ganz Österreich aus. Booster-Impfungen werden damit für viele betroffene Gruppen zeitlich vorgezogen. "Jeder, der das will, kann nach sechs Monaten die dritte Impfung erhalten", sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne).

Schon bisher gab es eine dringende Empfehlung des Gremiums, dass Ältere, Hochrisiko- und Risiko-Personen sowie Personal im Spitals- und Gesundheitsbereich ihre dritte Impfung ab sechs Monate nach dem Zweitstich erhalten sollen. Das betraf auch jene, die zweimal mit dem Impfstoff von Astra Zeneca geimpft wurden. So wurden österreichweit bis inklusive Montag 322.670 Drittstiche verabreicht.

Aktualisierte Empfehlung

Die aktualisierte Empfehlung sieht aber auch eine deutliche zeitliche Vorziehung der Booster-Impfung für alle ab 18 Jahren vor. Denn für einen Großteil der Altersgruppen unter 65 Jahren wurde bisher ein Zeithorizont von neun Monaten bis ein Jahr nach der Zweitimpfung empfohlen. Der Impfschutz lasse aber nach sechs Monaten merklich nach, verwies Mückstein auf Studienergebnisse, auf die nun reagiert wird.

Jene, die nur eine Impfung mit Johnson & Johnson erhalten haben, bat Mückstein, sich "so bald als möglich" eine Auffrischungsimpfung zu holen. Optimal sei ein Abstand von einem Monat. Infektiologin Ursula Wiedermann-Schmidt sagte zudem, dass bei einem dritten Stich mit Moderna nur die halbe Dosis verwendet werden soll. Auffrischungen mit diesem Impfstoff werden nur Personen über 30 Jahre empfohlen. Mückstein meinte außerdem, dass es in den kommenden Jahren wohl nicht bei der einen Booster-Impfung bleiben werde.

Fast 5.400 neue Corona-Fälle

Die Entwicklungen in der vierten Corona-Welle werden trotz der Impfungen immer dynamischer. Fast 5.400 Neuinfektionen wurden im 24-Stunden-Vergleich verzeichnet. Und die Marke von 300 belegten Corona-Intensivbetten wurde deutlich übersprungen: 317 positiv getestete Patientinnen und Patienten benötigten eine intensivmedizinische Behandlung, das waren um 25 mehr als tags zuvor. Im Wochenvergleich wurde ein Anstieg um 73 Personen registriert.

Verschärfungen treten am 8. November in Kraft

Mit dem Überspringen der 300er-Schwelle wurde auch Stufe zwei des Stufenplans der Bundesregierung aktiviert. Sie soll sieben Tage nach Erreichen in Kraft treten. Weil die Intensivbettenzahlen vom 1. November stammen, treten die Verschärfungen in Stufe zwei am 8. November österreichweit in Kraft. Die dafür notwendige Verordnung ist laut Mückstein "bereits fertig".

Vorgesehen ist, dass ab diesem Zeitpunkt in der Nachtgastronomie sowie bei Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze mit mehr als 500 Personen nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt erhalten. Für diese beiden Bereiche tritt dann die 2G-Regel in Kraft: Ein Test ist dann für Ungeimpfte nicht mehr als Eintrittsmöglichkeit ausreichend. Zudem werden in anderen Bereichen, wo weiterhin die 3G-Regel gilt, selbst durchgeführte sogenannte Wohnzimmertests als Eintrittstests nicht mehr anerkannt.

In Wien ändert sich vorläufig nichts: Hier gelten diese Verschärfungen bereits seit Oktober. Allerdings hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) angekündigt, sich am Donnerstag erneut mit einer Expertenrunde auszutauschen.

Stufe drei bei 400 Corona-Intensivbetten

Bei 400 belegten Corona-Intensivbetten tritt bundesweit Stufe drei in Kraft. Diese sieht dann das Aus für Antigentests vor: Im 3G-Bereich werden diese nicht mehr als Eintrittsmöglichkeit anerkannt werden. Hier müssen PCR-Tests vorgewiesen werden. Laut Gesundheitsministerium werden negative Antigentests auch nicht mehr bei Ausreisen aus Hochinzidenz-Gebieten anerkannt werden.

Bund-Länder-Gipfel am Freitagabend

Wird die 400er-Marke erreicht, wird diese Verschärfung mit sofortiger Wirkung umgesetzt. Hält der Anstieg im Intensivbettenbereich weiterhin an, könnten am 8. November auch beide Stufen zeitgleich in Kraft treten, sagte Mückstein.

Bei Stufe drei könnte es allerdings noch zu Nachschärfungen kommen: Am Freitagabend findet jedenfalls ein Bund-Länder-Treffen statt. Die Lage sei laut Mückstein nicht zufriedenstellend – vor allem die Impfquote im europäischen Vergleich.

Antikörpertests bald kein 3G-Nachweis mehr

Das Gesundheitsministerium gab zudem bekannt, dass Antikörpertests nach einer Infektion ab 8. November nicht mehr als 3G-Nachweis akzeptiert werden. Bisher konnten Genesene mit einem solchen Test sechs Monate nach ihrer Erkrankung für weitere 90 Tage von möglichen Verschärfungen befreit werden. Antikörpertests sind dann nur noch in Kombination mit einer Impfung von Relevanz. (David Krutzler, 2.11.2021)