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Zum Gedenken an die Verstorbene zündeten Protestierende Kerzen an.

Foto: AP / Czarek Sokolowski

Warschau – Der Tod einer 30 Jahre alten schwangeren Frau hat am Montagabend Proteste in mehreren Städten Polens ausgelöst. Wie der TV-Nachrichtensender TVN24 am Dienstag berichtete, hatten die Ärzte im Krankenhaus der südpolnischen Stadt Pszczyna nicht gewagt, das Leben der Frau durch einen Schwangerschaftsabbruch zu retten. Stattdessen hätten sie darauf gewartet, bis der geschädigte Fötus im Mutterleib von selbst abstirbt.

Die Anwältin Jolanta Budzowska hatte vergangene Woche in digitalen Medien über den Fall informiert und das strenge Abtreibungsverbot Polens für den Tod der jungen Frau verantwortlich gemacht. Das polnische Verfassungsgericht hatte vor einem Jahr fast alle Ausnahmeregeln des strengen Abtreibungsgesetzes aufgehoben. Seither ist ein Schwangerschaftsabbruch auch dann verboten, wenn der Fötus schwer geschädigt ist.

Kerzen zum Gedenken

Frauenrechtsorganisationen hatten zu Protestkundgebungen am Montagabend unter der Parole "Nicht auch nur eine mehr!" aufgerufen. Hunderte Frauen und Männer versammelten sich nicht nur in Pszczyna, sondern auch in zahlreichen anderen Städten des Landes. TV-Bilder zeigten, wie Demonstrierende vor dem Verfassungsgericht in Warschau Kerzen anzündeten. Auf Transparenten waren gegen die konservativen Verfassungsrichter und die Regierung gerichtete Sätze zu lesen wie "Ihr Tod klagt euch an!", "Auch ihr Herz hat noch geschlagen!" oder "Frauenrechte sind Menschenrechte!".

Der Leiter des Krankenhauses bat gegenüber TVN24 darum, keine voreiligen Urteile zu fällen. Der Tod der jungen Frau werde derzeit von der Staatsanwaltschaft untersucht.

Grüne fordern rasches Handeln

"Dass ein Verbot von Abtreibungen auch zu einem Ende von Abtreibungen führt, ist ein altbekannter, patriarchal-frauenfeindlicher Mythos. Wir wissen, dass die Einschränkung reproduktiver Rechte nur zu einem führt: zu Leid und Tod", zeigten sich Meri Disoski, stellvertretende Klubobfrau und Frauensprecherin der Grünen, sowie Monika Vana, Delegationsleiterin der österreichischen Grünen im Europaparlament, am Dienstag erschüttert über den tragischen Todesfall. "Wenn wir als EU nicht schleunigst handeln, werden weitere Frauen durch solche rückständigen, frauenfeindlichen Gesetze sterben", betonte Vana. (APA, dpa, 2.11.2021)