Den Haag – Wegen des Anstiegs der Infektionszahlen werden in mehreren europäischen Ländern die Corona-Maßnahmen verschärft. Die Maskenpflicht wird wieder für alle öffentlich zugängliche Orte wie Geschäfte oder Friseure eingeführt, kündigte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte am Dienstagabend an. Auch der Corona-Pass wird für weitere Orte verpflichtend. Bürger sollen auch wieder den Sicherheitsabstand von 1,5 Meter wahren.

Erst vor gut einem Monat hatte das Land viele Maßnahmen aufgehoben und etwa die 1,5 Meter-Regel abgeschafft. Daraufhin waren die Infektionszahlen schnell gestiegen. Nun gilt die höchste Warnstufe. Rutte appellierte an die Bürger, sich an die Regeln zu halten. "Alles hängt von unserem eigenen Verhalten ab".

Mark Rutte mahnt die Niederländer zur Befolgung der Regeln.
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3G-Nachweise und Masken

Menschen müssen nicht mehr nur in Gaststätten, Kinos und Theatern nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind. Der Corona-Pass gilt dann auch etwa für Sportclubs, Fitnesscenter und Zoos. Masken müssen künftig auch wieder in Bibliotheken, auf Bahnhöfen, in Krankenhäusern und an Hochschulen getragen werden.

In den vergangenen sieben Tagen war die Zahl der Infektionen um 39 Prozent im Vergleich zur Vorwoche auf fast 54.000 gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt nun bei 313. In den Krankenhäusern wurden in den vergangenen sieben Tage etwa 50 Prozent mehr Covid-Patienten eingeliefert, so viel hatte es seit Mitte Mai nicht gegeben, teilte das Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM mit. Inzwischen ist die Lage an vielen Krankenhäusern so prekär, dass erneut hunderte Operationen abgesagt wurden.

Auch die Zahl der Todesopfer nimmt den Angaben zufolge zu. In der vergangenen Woche starben 102 Menschen an den Folgen einer Corona-Infektion. Etwa 20 Prozent der Niederländer über zwölf Jahre sind nicht geimpft.

Testpflicht für Ungeimpfte

In Griechenland dürfen ungeimpfte Bürger ab Samstag Einrichtungen wie Behörden, Banken, Geschäfte und Friseure nur noch mit einem aktuellen negativen Corona-Test betreten. Das teilte am Dienstagabend der griechische Gesundheitsminister Thanos Plevris im Staatsfernsehen mit. Ohne Test zugänglich bleiben lebensnotwendige Geschäfte wie Supermärkte und Apotheken.

Zudem können sich ab Freitag dem Minister zufolge alle vollständig geimpften Bürger ab 18 Jahre eine Auffrischungsimpfung verabreichen lassen. Ungeimpfte Berufstätige müssen bei der Arbeit künftig zwei Mal pro Woche und auf eigene Kosten einen negativen Test vorlegen.

Lockdown keine Option

Ungeimpfte Bürger seien anfälliger für eine Corona-Infektion und müssten deshalb auch mehr Vorsicht walten lassen, sagte Plevris zu den neuen Maßnahmen. Auch sei es nicht möglich, erneut etwa einen flächendeckenden Lockdown zu verhängen. Die Impfung sei die beste Waffe gegen die Pandemie.

In Griechenland ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen zuletzt stark angestiegen. Am Dienstag wurden 6.700 neue Fälle gemeldet – ein Rekord seit Beginn der Pandemie. Fast 90 Prozent der Corona-Intensivbetten sind belegt, 85 Prozent dieser Patienten sind nicht geimpft. Laut Plevris sind 73 Prozent der Erwachsenen im Land vollständig geimpft, auf die Gesamtbevölkerung von rund elf Millionen Menschen gerechnet sind es 63 Prozent.

Tschechien führt "grünen Pass" für Restaurants ein

In Tschechien sind bereits seit Montag wieder strengere Corona-Regeln in Kraft. Restaurants und Bars dürfen nur noch Gäste mit einem "Grünen Pass" bedienen. Wer nicht geimpft oder nachweislich genesen ist, muss einen negativen Corona-Test vorweisen. Das Personal ist verpflichtet, die Nachweise zu kontrollieren. Andernfalls drohen empfindliche Strafen für die Restaurantbetreiber.

Die von der scheidenden Regierung unter dem populistischen Ministerpräsidenten Andrej Babis beschlossene Maßnahme sorgt bei Gastronomen für Kritik. Die Regierung schiebe die Verantwortung für die Bekämpfung der Pandemie auf private Unternehmer ab, die ohnehin schwer von der Krise betroffen seien, hieß es.

Zugleich wurden die Gültigkeitsfristen für Corona-Tests verkürzt: Antigen-Tests sind nur noch 24 Stunden statt drei Tage gültig, PCR-Tests nur noch drei Tage statt eine Woche. Ebenfalls neu ist, dass die Tests in der Regel selbst bezahlt werden müssen. Mit 57 Prozent vollständig Geimpften unter den 10,7 Millionen Einwohnern ist Tschechiens Impfquote im Vergleich zu anderen EU-Ländern gering. (APA, 3.11.2021)