Noch wirkt die Vorstellung, künftig mit 3D-Avataren zu sprechen anstatt mit echten Menschen, verstörend.

Foto: Microsoft

Nur wenige Tage nach der Präsentation von Mark Zuckerberg und seiner Interpretation des Metaverse, bringt Microsoft den Begriff für den eigenen Konzern ins Rennen. Bereits nächstes Jahr sollen dank der hauseigenen Kommunikationsplattform Mesh in Microsoft Teams virtuelle Avatare Einzug halten und den Büroalltag umkrempeln.

Mit und ohne VR

"Wir sind der virtuellen Meetings müde," sagt Nicole Herskowitz, Generalmanager für Microsoft Teams, gegenüber dem Magazin "The Verge". Bereits nach 30 Minuten sei es laut Herskowitz schwierig, dem Geschehen noch konzentriert folgen zu können. Deshalb arbeitet das Unternehmen schon länger an Alternativen, um die wohl auch in den kommenden Jahren weiterhin häufigen virtuellen Meetings mehr Leben einzuhauchen. So sollen bereits in der ersten Jahreshälfte 2022 3D-Avatare in MS Teams möglich sein, ohne dabei eine VR-Brille tragen zu müssen.

So wird vor dem Meeting abgefragt, ob man die Kamera aktivieren will oder als Avatar teilnehmen möchte. Es wird zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten geben, damit auch die 3D-Figur passend gekleidet ist. Hintergründe können ja bereits jetzt angepasst werden – das wird natürlich auch bei den Avataren möglich sein. Mundbewegungen werden möglichst realistisch vom Nutzer übernommen, indem eine künstliche Intelligenz aus den Audioaufnahmen Animationen generiert. Via Knopfdruck wird man auch diverse Gesten, etwa das Heben einer Hand, auslösen können.

Ob 3D-Avatare ein Teams-Meeting wirklich lebendiger gestalten, muss man wohl abwarten.
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Diese Hybridlösung soll allerdings nur ein Teil des "Metaverse für Geschäftsbeziehungen" sein. Genauso wichtig soll die Schaffung virtueller Räume sein, in denen Nutzer auch netzwerken oder zusammen in diversen Microsoft-Apps an Projekten arbeiten können. Für diese verstärkte Nutzung sieht allerdings auch Microsoft die Nutzung von Headsets für nötig an, egal ob Virtual oder Augmented Reality.

"Die Herangehensweise von Microsoft an das Metaverse unterscheidet sich von ähnlichen Projekten vor allem darin, dass für uns die Erfahrung für den Nutzer im Mittelpunkt steht," so Katie Kelly, Product-Managerin bei Microsoft, gegenüber "The Verge". Man sei sehr darauf bedacht, dass menschliche Mimik und Gestik möglichst realistisch ins Metaverse übernommen werden können, um sich wirklich unter Menschen zu fühlen, auch wenn sich nur 3D-Avatare gegenüberstehen.

Vor allem die Möglichkeit, dass es eine Übersetzungsfunktion geben soll, die Gespräche direkt im Meeting für die Anwesenden in unterschiedlichen Sprachen transferieren kann, scheint ambitioniert. Firmen sollen zudem eigene Räume schaffen können, die nach den eigenen Vorstellungen und Ansprüchen konzipiert werden.

Kampf der Giganten

Mit dem eigenen Metaverse stellt man sich in direkte Konkurrenz zu dem vom Meta-Konzern (ehemals Facebook) angekündigten Metaverse, das ebenfalls auf virtuelle Avatare, Virtual Reality und 3D-Büro-Konzepte setzt. Man darf gespannt sein, wie sich dieser Zweikampf, in den sich vielleicht auch noch andere Konzerne einmischen werden, entwickeln wird.

Auch Microsoft hat mit seiner Arbeit an Hololens und dem Kauf von Alt Space VR im Jahr 2017 gute Vorarbeit geleistet, um in diesem Gebiet erfolgreich zu starten. Vor allem scheinen sie den Startvorteil zu haben, sollten sie ihr

Metaverse tatsächlich bereits Anfang 2022 starten. Mark Zuckerberg war bei seiner Präsentation bezüglich eines Zeithorizonts vorsichtiger und sprach von einer Umsetzung "in den kommenden Jahren". (aam, 3.11.2021)