Seit Anfang Juli ist der EU-weit anerkannte grüne Pass verfügbar. Gescannt wird hierzulande viel zu selten. Das öffnet Tür und Tor für Missbrauch.

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Eine Regel, an die sich niemand hält, kann man genauso gut lassen. So verhält es sich – leider – beim Grünen Pass. Wie oft kommt es vor, dass im Wirtshaus der QR-Code gescannt wird, um zu prüfen, ob jemand geimpft oder getestet ist? Wenn überhaupt, hat es sich in vielen Lokalitäten etabliert, einen raschen Blick auf Impf- oder Testdatum zu werfen. Das Problem dabei: Es öffnet Tür und Tor für Missbrauch. In einschlägigen Telegram-Gruppen etwa kursieren zig gefälschte Impfzertifikate, die auf den ersten Blick echt aussehen – bei einem ordentlichen Scan aber erkannt werden würden.

Dabei wäre es so einfach. Zur Kontrolle reicht es, die Green-Check-App herunterzuladen oder, sofern Kellnerinnen und Kellner das etwa auf ihrem Privatgerät nicht tun wollen, schlicht die dafür eingerichtete Web-App auf greencheck.gv.at zu verwenden. Die Europäische Union hat in diesem Punkt gute Arbeit geleistet, 3G kann niederschwellig überprüft werden.

Sicher was Datenschutz betrifft

Obendrauf ist der Grüne Pass sicher, das haben ihm Datenschützerinnen und Datenschützer in der Vergangenheit immer wieder attestiert. Es gibt keine Möglichkeit, eine Prüfung nachzuverfolgen, und auch der Scan selbst erfolgt offline. Prüfende sehen lediglich, ob jemand die Vorgaben erfüllt – oder eben nicht.

Niemand will neue Einschränkungen. Dennoch verzichten wir mutwillig auf eine Lösung, die es gibt und die das Infektionsgeschehen bedeutend eindämmen könnte. Ein Dilemma, das leicht zu lösen wäre – indem jene, die kontrollieren sollten, das auch tun. Es wäre in ihrem eigenen Interesse. (Muzayen Al-Youssef, 4.11.2021)

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