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Das Gebäude des Federal Reserve in Washington, D.C.

Foto: Reuters / Kevin Lamarque

Washington – Die US-Notenbank leitet angesichts hoher Inflation und soliden Wirtschaftswachstums wie erwartet den Ausstieg aus ihren enormen Hilfsprogrammen zur Bewältigung der Corona-Krise ein. Die Federal Reserve (Fed) kündigte am Mittwoch eine Reduzierung ihrer konjunkturstützenden Wertpapierkäufe im derzeitigen Volumen von 120 Milliarden Dollar (129,3 Milliarden Euro) pro Monat um 15 Milliarden Dollar (12,93 Milliarden Euro) für November an.

Mit dem Programm pumpt die Fed zusätzliches Geld in die Finanzmärkte, um die Kreditzinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln.

Leitzins bleibt gleich

Am Leitzins, der in der extrem niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent liegt, ändert sich aber vorerst nichts. Die geldpolitischen Entscheidungen waren an den Finanzmärkten so erwartet worden, die Fed hatte Anleger bereits entsprechend vorbereitet. Die Drosselung der Anleihekäufe dürfte in den kommenden Monaten schrittweise in gleicher Größenordnung weitergehen, so dass das Programm im Juni 2022 auslaufen würde. Die Währungshüter behalten sich jedoch vor, das Tempo je nach wirtschaftlicher Entwicklung bei Bedarf anzupassen.

Die US-Aktienmärkte reagierten zunächst gelassen auf die geldpolitischen Beschlüsse. Notenbankchef Jerome Powell wollte die Entscheidungen am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz erläutern und sich den Fragen von Journalisten stellen. An den Börsen dürfte dabei vor allem für Spannung sorgen, wie sich die Fed zur anhaltend hohen Inflation positioniert und welche Signale sie zum möglichen Zeitplan und Tempo von Zinsanhebungen sendet. In seinem Statement betonte der Rat der Notenbanker, dass hinter der erhöhten Teuerung in den USA in erster Linie vorübergehende Faktoren stünden.

Wirtschaftliche Erholung in den USA

Die Fed hatte auf die Corona-Krise mit einer extremen Lockerung ihrer Geldpolitik reagiert. Doch inzwischen ist die Notenbank unter Druck, einen Gang herunterzuschalten. Die US-Inflationsrate legte im September auf 5,4 Prozent zu und erreichte damit – wie schon im Juni und Juli – das höchste Niveau seit 2008. Die Teuerung liegt damit deutlich über dem Fed-Zielwert von zwei Prozent. Angesichts hoher Energiepreise und anhaltender Lieferprobleme im Welthandel wird immer deutlicher, dass die erhöhte Inflation kein – wie von der Fed zunächst angenommen – relativ rasch vorübergehendes Phänomen ist.

Unterdessen hat sich die US-Wirtschaft weitgehend von der Krise erholt. In den Sommermonaten verlor das Wachstum zwar wegen Lieferengpässen in der Industrie und steigender Corona-Fallzahlen wieder deutlich an Schwung. Doch kritisch scheint die Lage nicht mehr. So beschleunigte sich etwa der Stellenaufbau in der Privatwirtschaft laut Daten des Arbeitsmarktdienstleisters ADP im Oktober unerwartet. Mit Spannung wird der breiter gefasste Arbeitsmarktbericht der US-Regierung am Freitag erwartet. Im September war die Arbeitslosenquote in den USA auf 4,8 Prozent gefallen. (APA, dpa, 3.11.2021)