"Die Impfung liegt als Geschenk am Silbertablett, aber es wird immer weniger zugegriffen", sagt Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

Foto: FOTOKERSCHI.AT / WERNER KERSCHBAUM

Linz – Oberösterreich verschärft angesichts der eklatant gestiegenen Infektionszahlen die Corona-Maßnahmen deutlich: In Gastronomie, Hotellerie, bei körpernahen Dienstleistern, in Kultureinrichtungen, Theatern, Kinos und Pflegeeinrichtungen gilt ab Montag 2,5G. Zudem werde man das PCR-Test-Angebot ausbauen und Mitte November eine Impflotterie starten, kündigte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) in einer Pressekonferenz am Donnerstag an. Der Koalitionspartner FPÖ sieht 2,5G "äußerst kritisch".

Landeshauptmann Stelzer verkündete schärfere Maßnahmen.
ORF

Ab Montag soll der Zutritt zu diesen Einrichtungen nur mehr Geimpften und Genesenen oder mit PCR-Test möglich sein, kündigte Stelzer eine eigene Verordnung des Landes an. Würden vorher schärfere Maßnahmen des Bundes in Kraft treten, "gilt Ober sticht Unter". Für Veranstaltungen mit mehr als 500 Besuchern gilt ab Montag ohnehin die 2G-Regel.

Alle Geimpften können an Lotterie teilnehmen

Mitte November soll eine Impflotterie beginnen, an der alle Oberösterreicher – auch jene, die bereits geimpft sind – teilnehmen können. Details dazu sollen in den kommenden Tagen präsentiert werden. Zudem kündigte Stelzer an, dass das PCR-Test-Angebot ausgebaut wird. Beginnen will man damit im besonders stark betroffenen Innviertel.

Stelzer betonte, dass das Rezept gegen die Pandemie auf der Hand liege: die Impfung. Habe es anfangs manchen gar nicht schnell genug gehen können, stagniere die Zahl derzeit trotz vieler Angebote. "Die Impfung liegt als Geschenk am Silbertablett, aber es wird immer weniger zugegriffen." Von Mittwoch auf Donnerstag habe Oberösterreich mit 2.317 Neuinfektionen den "höchsten Anstieg, den wir jemals sehen mussten", verzeichnet, so Stelzer, inklusive Quarantäne seien mehr als 30.000 Personen aus dem normalen Leben herausgegriffen. "Da schaue ich nicht einfach zu." Es gelte, einem neuen Lockdown oder der Schließung von Schulen und Kindergärten vorzubeugen.

FPÖ sieht Schuld beim Bund

Stelzer Koalitionspartner, der stellvertretende Landeshauptmann Manfred Haimbuchner (FPÖ), sieht die Einführung der 2,5G-Regel in der Gastronomie und anderen Bereichen "äußerst kritisch", bemühte sich aber, die Kritik eher gegen den Bund zu richten: Er habe Verständnis, dass bei der derzeitigen Entwicklung in den Spitälern "die Verantwortlichen im Rahmen der mittelbaren Bundesverwaltung etwas unternehmen müssen, um einer Überlastung des Gesundheitssystems entgegenzuwirken", schrieb er in einer Stellungnahme zu der von Stelzer angekündigten Landesverordnung. 2,5G in vielen Lebensbereichen sieht er aber sehr kritisch und will sich die Sache auch rechtlich noch ansehen. Haimbuchner moniert vor allem, dass sich Genesene nach 180 Tagen mit einem entsprechenden Antikörpertest nicht mehr freitesten können. "Das ist eine völlig unsachliche Behandlung der Genesenen und eine gesundheitspolitische Fehlentscheidung der Bundesregierung."

Das Dashboard des Landes wies am Donnerstag 164.362 Infizierte – davon 2.317 Neuinfektionen – sowie 364 (plus 16) Patienten auf Normal- und 62 (plus vier) auf Intensivstationen sowie drei Todesfälle aus. Das Bundesland ist regelmäßig Spitzenreiter bei der Zahl der Neuinfektionen, hinzu kommt die bundesweit niedrigste Durchimpfungsrate von 57,7 Prozent. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag (Stand Mittwoch) bei 660,5, im Bezirk Braunau überschritt sie sogar die 1.000er-Marke. Seit Donnerstag sind in elf der 18 Bezirke Ausreisekontrollen nötig. (APA, 4.11.2021)