Noémie Merlant in "Cybermobbing", einer Folge von "H24 – 24 Frauen, 24 Geschichten".

Foto: Arte

Eine Frau, die von ehemaligen Kollegen in den sozialen Medien gemobbt wird, bis sie schließlich zusammenbricht. Eine andere Frau, die Opfer häuslicher Gewalt geworden ist und nun, im achten Monat schwanger, überlegt, ob sie Anzeige erstatten soll. Und eine auf Rache sinnende Mutter, deren 16-jährige Tochter Selbstmord begangen hat, nachdem ein Pornovideo von ihr im Internet geteilt worden war. Das sind die Protagonistinnen jener drei Kurzfilme der Reihe H24 – 24 Frauen, 24 Geschichten, die der Kulturkanal Arte am Freitag in sein Programm einstreut.

Im Rahmen der zur Gänze auch in der Arte-Mediathek abrufbaren Serie erzählen renommierte Filmemacherinnen in jeweils nur vier bis fünf Minuten Geschichten, die von unterschiedlichen Formen der Gewalt gegen Frauen zeugen. Gemeinsam ist allen 24 Episoden, dass sie von wahren Begebenheiten inspiriert wurden. Was aber in Spielfilmen als Realitätsnachweis bisweilen das Vergnügen erhöht, sorgt hier für angemessenes Unbehagen.

Es macht dabei keinen Unterschied, ob Schauspielerinnen wie Anaïs Demoustier oder unbekannte Gesichter zu sehen sind. Den Blick teils direkt in die Kamera gerichtet, rollen sie in konzentrierter Form Erlebtes nochmals auf, das von sexistischen Kleiderordnungen im Job über Missbrauch in Sport und Kultur bis zur Belästigung im Bus reicht. Die Kurzfilme lassen keinen Zweifel daran, womit wir es hier zu tun haben: mit alltäglichen Formen von Gewalt, über die nach wie vor oft hinweggeschaut wird. Arte hält dagegen. Das schärft den Blick und geht unter die Haut. (Karl Gedlicka, 5.11.2021)