Die Masche soll bereits seit zwei Jahren laufen.

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Eine Gruppe türkischer Streamer hat offenbar einen mutmaßlichen Geldwäschering auf der Streamingplattform Twitch aufgedeckt. Über die Spendenfunktion, mit der man dort Inhalte-Schaffende unterstützen kann, sollen die Akteure fast zehn Millionen Dollar umgesetzt haben, berichtet "Golem". Möglich machte die Aufdeckung der sogenannte Twitch-Leak, mit dem ein Hacker vergangenen Monat Quellcode und Daten über die Einnahmen von Streamern publik gemacht hatte.

Bei eingehender Betrachtung ebendieser Daten fiel der Gruppe wohl auf, dass Streamer mit winziger Gefolgschaft bis zu 1800 Dollar an einem Tag umsetzten – obwohl sie nur 40 bis 50 Zuschauer hatten. Das Geld soll von Kriminellen stammen, die über Mikrotransaktionen mit der virtuellen Währung Bits Geld gewaschen haben sollen. Diese kann man für Echtgeld kaufen, um dann mit sogenannten Cheers einen Streamer zu unterstützen.

Geteilte Beute

Die Masche soll folgendermaßen abgelaufen sein: Die kriminellen Akteure kauften mit gestohlenen Kreditkartendaten Bits, die sie anschließend den kooperierenden Streamern zukommen ließen. Diese wiederum überwiesen 80 Prozent des dadurch generierten Geldes an unterschiedliche Bankkonten im Besitz der Kreditkartendiebe. Den Rest behielten sie selbst.

Allein in den letzten zwei Jahren, berichtet "Golem" unter Berufung auf die türkische Nachrichtenseite haberler.com, sollen auf diesem Weg 2.400 türkische Streamer 9,8 Millionen Dollar gewaschen haben.

"Missbräuchliche Nutzung"

Twitch spricht in einem ersten Statement davon, derzeit wegen "missbräuchlicher Nutzung des Monetarisierungstools" gegen 150 Streamer in der Türkei vorzugehen: "Wir möchten unserer Community versichern, dass wir nicht zögern werden, entschiedene Maßnahmen gegen Accounts zu ergreifen, die sich unzulässig verhalten", sagt eine Sprecherin. (red, 5.11.2021)