Es gibt nichts, das es nicht gibt im Sport – siehe Moderner Fünfkampf. Hier haben eine mittelschwere Überreaktion einer einzelnen Sportlerin und ein mittelgrober Schlag einer einzelnen Trainerin auf einen einzelnen Pferdehintern nun weitreichende Folgen. Der Weltverband dieser Sportart hat sich nach dem vielbeachteten Vorfall bei den Sommerspielen in Tokio tatsächlich dazu durchgerungen, nach Olympia 2024 auf die Reiterei als Teildisziplin zu verzichten.

Bei den Olympischen Spielen in Tokio kam die Deutsche Annika Schleu nicht mit ihrem zugelosten Pferd zurecht.
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Mag sein, dass da einigen die Pferde durchgegangen sind ob der Tatsache, dass das IOC der Sportart schon mehrmals mit der olympischen Streichung drohte. Ja, der Aufwand ist hoch, und das öffentliche Interesse ist gering. Doch der Moderne Fünfkampf ist oder war stets auch ein Klassiker, eine von 25 Kernsportarten, die 2016 vom IOC selbst definiert wurden.

Seit gut zehn Jahren müsste man von Vierkampf reden, da wurden Laufen und Schießen zum "Combined" zusammengefasst. Einschneidender ist die Abschaffung des Springreitens, das durch Radfahren ersetzt werden könnte. Natürlich hat ein Verband darauf zu achten, dass Benimmregeln eingehalten werden, und vor Großevents die Eignung der Rösser zu prüfen. Doch insgesamt zählen Sportpferde zu jenen Kreaturen dieser Welt, denen es besser geht als den meisten anderen.

Der nun vollzogene Eingriff ist kein Sieg für den Tierschutz – sondern eine Niederlage für den Modernen Fünfkampf. (Fritz Neumann, 4.11.2021)