Warum schicken die österreichischen Bundesländer in letzter Zeit Weihnachtsbäume auf den Platz vor dem Wiener Rathaus, die wie stark in Anspruch genommene Reisigbesen aussehen? Seit 1959 gibt es den schönen Brauch, dass zum Zeichen der Verbundenheit jeweils von einem Bundesland eine um die 30 Meter hohe Fichte angeliefert wird. Die wird dann geschmückt, mit Lichtern versehen und vom Wiener Bürgermeister und dem jeweiligen Landeshauptmann eröffnet, um auf den Weihnachtsmarkt herniederzublicken.

Der Weihnachtsbaum am Rathausplatz kommt dieses Jahr aus dem Burgenland.
Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Schon voriges Jahr wurde von Oberösterreich eine Art riesige Flaschenbürste nach längerem Gebrauch geliefert. Die "Beauty Docs" des Wiener Stadtgartenamts mussten 150 Äste einsetzen. Heuer kam vom Burgenland ein zerfleddertes Etwas, von dem der Twitterdienst der Stadt Wien sagte, es sei "die Rohversion" und werde noch "verschönert".

Gibt’s keine schönen Nadelbäume mehr, oder sind das subtile Signale von Bundesländern an das ungeliebte Wien? Oberösterreichs Landeshauptmann Stelzer, der zusammen mit der FPÖ die Corona-Politik gründlich vergeigt hat, beschwerte sich soeben, dass Wien bevorzugt worden sei – bei den PCR-Tests. Die burgenländische Rohversionsfichte kommt zwar aus einem rot regierten Land, aber Landeschef Doskozil ist auch ein eigenwilliger Herr. Wollen uns diese Bundesländerfürsten mit ihren Fichtenstruppis wirklich zeigen, was sie von der Bundeshauptstadt halten? (Hans Rauscher, 4.11.2021)