Für hunderttausende PCR-Tests mehr pro Tag braucht es Test- und Laborkapazitäten, die in den Bundesländern teils noch fehlen.

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Wien – Geimpft, genesen, getestet, also 3G am Arbeitsplatz, ist in vielen Unternehmen längst Praxis. Die Unternehmen sehen sich grosso modo gut gerüstet. So heißt es etwa beim steirischen E-Commerce-Unternehmen Niceshops in Saaz, man stelle seit mehr als einem Jahr Tests und FFP2-Masken gratis zur Verfügung. Gelten nur noch PCR-Test als Nachweis, gebe es in Feldbach – also in unmittelbarer Nähe des Standortes in Saaz – eine Teststraße.

Anita Palkovich sieht das nicht so locker. Die Leiterin des Wirtschaftsbereichs in der Gewerkschaft GPA verweist darauf, dass es außerhalb von Ballungszentren für Pendler und Pendlerinnen schwierig sei, an PCR-Tests zu kommen. Erst recht für Teilzeitkräfte. Die Möglichkeit, sich testen zu lassen, sei außerhalb der Städte vielfach an die im Vergleich zum Handel eingeschränkten Öffnungszeiten von Apotheken gebunden, sagt Palkovich. Das sei besonders für Handelsangestellte schwierig., vor allem im Abenddienst oder früh am Morgen. "Wenn man PCR-Tests will, muss man auch die Infrastruktur bereitstellen", sagt Palkovich.

48-Stunden-Frist

Auch bei der Arbeiterkammer im Flächenbundesland Niederösterreich hofft man, dass die vom Land Niederösterreich angekündigte Kooperation mit der Handelskette Spar bis 15. November auf Schiene sein wird und auch die dafür notwendigen Laborkapazitäten geschaffen werden. Die 48-Stunden-Verfallsfrist stelle im ländlichen Raum jedenfalls eine Herausforderung dar, warnt die Leiterin der Abteilung Arbeits- und Sozialrecht in der AK Niderösterreich, Doris Rauscher-Kalud. Sie appelliert an die Unternehmen, Verspätungen der Dienstnehmer aufgrund verspätet ausgelieferter Testergebnisse als bezahlte Dienstverhinderung zu akzeptieren.

In ÖGB und Wirtschaftskammer sieht man das ähnlich. Sie kritisierten am Mittwoch das Switchen der Regierung zu 2,5G am Arbeitsplatz, obwohl 3G kaum noch richtig eingeführt worden sei. "Die Pläne der Bundesregierung sind für WKO und ÖGB praxisfern und in dieser Form nicht durchzusetzen", schrieben WKO-Präsident Harald Mahrer und ÖGB-Chef Wolfgang Katzian. Es fehle an flächendeckender PCR-Test-Infrastruktur – so die einhellige Meinung, die auch AK-Präsidentin Renate Anderl teilt. Sie fordert zuerst einen Ausbau der Testmöglichkeiten.

Es fehlt noch an Testkapazitäten

Von einer weitgehend flächendeckenden PCR-Test-Versorgung ist man auch in Oberösterreich selbst nach der jüngsten Aufstockung auf angekündigte 75.000 Tests pro Woche noch weit entfernt. Vor allem in ländlichen Gegenden spießt sich der Wunsch nach einem Staberl in der Nase oder künftig der Gurgellösung an einem überschaubaren Angebot. So sind die Tests in Apotheken möglich und auch kostenlos – allerdings nur von Montag bis Freitag. Wer also übers Wochenende einen PCR-Test benötigt, ist mitunter auf private Teststraßen angewiesen. Und muss mit bis zu 90 Euro tief ins Geldbörsel greifen.

Bislang wurde in Oberösterreich, obwohl die Zahlen seit Wochen durch die Decke gehen, auffallend wenig PCR-getestet: Knapp über 4000 Testungen waren es zuletzt pro Tag. Zum Vergleich: Niederösterreich verbucht doppelt, Salzburg dreimal und Wien bis zu 15-mal so viele PCR-Tests.

Kostenlos bis März

Stefan Limbrunner, Geschäftsführer der Fahrradschmiede KTM, sagt, Testen und Impfen sei eine Gesellschaftsfrage. Man unterstütze das Impfen, habe auch einen Impfbus organisiert, verstehe aber auch jene, die Bedenken haben. "Wir hoffen, dass die PCR-Tests weiter kostenlos bleiben", sagt Limbrunner.

Weite Anfahrtswege und Wartezeiten oder aber den Griff in die eigene Börse muss hingegen auf sich nehmen, wer im niederösterreichische Raxgebiet wohnt und einen PCR-Test braucht. In Reichenau – wo auf dem Berg Mittagstein zuletzt der Wald brannte – gibt es keine kostenlose PCR-Test-Möglichkeit. Die Teststraße der Gemeinde, die Montag- und Mittwochvormittag für je drei Stunden offen hat, bietet ausschließlich Antigentests an.

Wenige Stunden, viele Kilometer

Die nächste Gratis-PCR-Test-Möglichkeit befindet sich, nach Voranmeldung, in der Apotheke im zehn Kilometer entfernten Gloggnitz – und zwar von Montag bis Freitag je von 8.10 bis 9.10 Uhr sowie Mittwochnachmittag von 17.15 bis 18 Uhr. 45 Kilometer wiederum müssen bis zur Apotheke in Neunkirchen überwunden werden – dem zweitnächsten Ort, an dem Gratis-PCR-Abstriche durchgeführt werden: "Aber bitte melden Sie sich online an oder kommen Sie vorher zur Terminvereinbarung vorbei", sagt eine Mitarbeiterin am Telefon.

Nicht überall gratis

Wer also einen raschen PCR-Test-Befund braucht, ist auf niedergelassene Ärztinnen und Ärzte angewiesen, die dafür aber Geld verlangen. Das soll sich jetzt ändern, am Mittwoch wurde beschlossen, dass niederösterreichweit in 130 Apotheken und bei 180 niedergelassenen Medizinern kostenlose PCR-Tests durchgeführt werden können. In Sparfilialen soll die Testkit-Abholung und -Abgabe ab 15. November möglich sein.

Ob seine Beschäftigten die Bestimmungen einhalten oder nicht, will ein Unternehmer mit 35 Mitarbeitern aus dem Mostviertel jedenfalls nicht kontrollieren. In der Zeitung stehen will der Chef des Installateurbetriebs nicht mit Namen. Seine Mitarbeiter seien großteils geimpft, wer einen PCR-Test brauche, müsse in die Apotheke pilgern. Nicht unkompliziert. Aber eigentlich hat er "die Nase voll" – von Auflagen, die sich ständig änderten und teils nicht praktikabel seien. (Regina Bruckner, Markus Rohrhofer, Irene Brickner, 5.11.2021)