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Vielleicht bastelt Kurz, klassisches Messiasverhalten, klammheimlich an einem Comeback.

Foto: Reuters / Leonhard Foeger

Hokus, pokus, verschwindibus. Seit drei Wochen gibt es in Österreich keinen abwesenderen Menschen als Sebastian Kurz. Was für ein Unterschied zu den Zeiten, als der Altkanzler noch Jungpolitiker war! Die guten alten Zeiten von 2014 oder 2018 ff.! Eine historische Morgenröte schien angebrochen, das Geilomobil brummte bei Tag und bei Nacht, die alten Deppen in der Volkspartei waren irgendwann entmachtet, und jeder Arsch, der sich der aufstrebenden Wiener Parteijugend in den Weg stellte, konnte sich auf Saures gefasst machen.

Wie anders heute. Kurz, das steht mittlerweile für: Doppel- Altkanzler, schwarzes Loch der Innenpolitik, Omniabsenz statt Omnipräsenz. In den Medien (außer Exxpress vielleicht) ist Kurz dieser Tage so häufig zu sehen wie das Ungeheuer von Loch Ness. Einzig Stefanie Sargnagel hat ihn angeblich inmitten des Billigfliegerpöbels auf einem Flug nach Irland erspäht. Was natürlich die Frage aufwirft, was Kurz just nach Dublin treibt. Die Suche nach den jüngsten Erkenntnissen über den Ulysses von James Joyce werden es wohl eher nicht gewesen sein.

Aussagekräftige Umfragen

Aber: Abschreiben sollte man Kurz nicht zu früh. Vor allem nicht bei der ÖVP! Vielleicht weiß er ein paar dreckige Parteiinterna, die er im Bedarfsfall rachsüchtig nach außen spielen würde. Vielleicht bastelt er, klassisches Messiasverhalten, klammheimlich an einem Comeback. Vielleicht gäbe es dann unter den ÖVP-Landeshäuptlingen (von Hermann Schützenhöfer einmal abgesehen) doch nicht so viele Sexbomben, die man als Spontanersatz für den türkisen Wunderknaben ins Spiel bringen könnte.

Obacht also mit vorschnellen Absetzbewegungen! Denn die schärfsten Pläne für sein Comeback hat Kurz fixfertig im Köcher: täglich ein Auftritt im Geilomobil 2.0, sodann Freibier und Feuerwerk. Ökumenische Kollektivsegnung des Auferstandenen durch Repräsentanten aller Weltreligionen (außer dem Islam) im Wiener Happelstadion. Intensiviertes Anbraten von Greisinnen und Greisen im Heim ("Jo? Jo?Jo?Jo?").

Und: Drei Monate lang Österreich-Sondernummern mit Kurz-Starschnitt gratis in jedem heimischen Briefkasten ("So süß ist der türkise Fraktionschef"). Damit der Triumph perfekt wird, fehlen dann nur noch ein paar aussagekräftige Umfragen. Aber die werden sich ja wohl problemlos machen lassen. (Christoph Winder, 5.11.2021)