Lange war in der internationalen Klimapolitik das Zwei-Grad-Ziel das Maß der Dinge. Heute spricht so gut wie niemand mehr über diese Grenze. Denn in Wissenschaftskreisen wie dem Weltklimakrat ist man sich seit längerer Zeit einig, dass die globale Erwärmung auf maximal 1,5 Grad beschränkt werden muss, um das Schlimmste zu verhindern. Aber was kann ein halbes Grad, das an einem Sommertag unter der Wahrnehmungsschwelle eines Menschen liegt, ausmachen? Die Antwort ist klar: eine Menge.

Denn eine um zwei Grad wärmere Welt bedeutet nicht, dass die Temperaturen in Wien, New York oder Mogadischu gleichmäßig um zwei Grad steigen. Es sind die globalen Durchschnittstemperaturen die über das ganze Jahr steigen und das Weltklima aus den Fugen reißen. Mit jedem Zehntelgrad wird es gefährlicher.

Wie groß der Unterschied zwischen 1,5 und zwei Grad wirklich ist, hat das Portal Carbon Brief anhand dutzender Studien zusammengefasst – und auch, wie sich die Gefahren geografisch verteilen. Weil die Atmosphäre durch den Treibhauseffekt durcheinandergerät, werden etwa Hitzewellen an manchen Orten viel wahrscheinlicher, was den Lebensraum von Menschen, Tieren und Pflanzen gefährdet. Dürren, Schädlingsplagen, weniger Fische und mehr Energiekosten für Klimaanlagen: Das alles lässt sich auch in Geld ausdrücken. Bei plus zwei Grad könnte das BIP pro Kopf bis 2100 um 13 Prozent sinken.

(Philip Pramer, Produktion: Robin Kohrs, 8.11.2021)