Das Wichtigste in Kürze:

  • Am Samstag stand – wie schon am Freitag – das Thema "Natur und Landnutzung" auf dem Programm der UN-Weltklimakonferenz.
  • 45 Staaten haben sich am Samstag dazu verpflichtet, den Agrarsektor nachhaltig umzubauen. Er ist für ein Viertel der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich.
  • Gestern hatten tausende junge Aktivisten bei einer Klima-Demo mit Greta Thunberg in Glasgow demonstriert. Auch für Samstag sind große Demonstrationen im Rahmen eines weltweiten Aktionstags geplant.
  • Die diesjährige 26. Klimakonferenz dürfte trotz Corona die größte aller Zeiten sein. Offiziell wurden 39.509 Delegierte registriert.

45 Staaten wollen Agrarsektor nachhaltig umbauen

Ein Viertel aller globalen Treibhausgas-Emissionen entstehen in der Forst- und Landwirtschaft. Diese sollen nun reduziert werden – dazu haben sich 45 Staaten in Glasgow verpflichtet. Welche Staaten die Erklärung unterstützen wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Etwa vier Milliarden US-Dollar an öffentlichen Geldern sollen zusätzlich in die Agrarforschung fließen. Zudem sollen hunderten Millionen Bauern Zugang zu widerstandsfähigeren Pflanzensorten verschafft und ausgelaugte Böden wiederhergestellt werden.

Tausende bei Klima-Demo

Bei nass-kaltem Wetter zogen am Samstag erneut Tausende durch die StraßeGlagoewsund forderten ein härteres Vorgehen gegen den Klimawandel. "Kapitalismus tötet den Planeten", stand auf einem der Plakate. Einige Jugendliche machten Unternehmen für die Klimakrise verantwortlich. Andere machten auf Ungerechtigkeiten und die teils prekäre Lage von Landwirten aufmerksam. Bereits am Freitag hatten Tausende Jugendliche zur Halbzeit der Konferenz von der Politik den Schutz ihrer Zukunft eingefordert. Aus ihrer Sicht sind die Fortschritte im Kampf gegen den Klimawandel enttäuschend.

Vanessa Nakate aus Uganda, die sich für mehr Klimagerechtigkeit einsetzt, forderte die Weltgemeinschaft auf, auf fossile Brennstoffe zu verzichten, auf die die Erderwärmung hauptsächlich zurückzuführen ist. "Die Klima-Krise bedeutet Hunger und Tod für viele Menschen in meinem Land und in Afrika." Angesprochen auf ihren Einfluss bei den Klimagesprächen, verwies sie auf die Proteste draußen auf den Straßen. "Wandel ist das, was draußen passiert, was die jungen Leute tun."

Thunberg-Auftritt am Freitag

Mit dem Ruf nach schnellem und konsequentem Klimaschutz haben sich tausende junge Aktivisten am Rande der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow Gehör verschafft. "Es ist kein Geheimnis, dass die COP26 ein Misserfolg ist", sagte die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg am Freitag. Die Veranstaltung sei ein "zweiwöchiges Fest des 'business as usual' und 'bla bla'". Die Teilnehmer der von Fridays for Future organisierten Demonstration forderten Taten statt Worte.

"Auf diesem UN-Klimagipfel erleben wir wieder einmal Politiker, die große Worte und große Versprechungen machen", sagte auch Mitzi Jonelle Tan von den Philippinen am sogenannten Jugendtag der COP26. Nötig seien eine drastische Verringerung der CO2-Emissionen sowie Entschädigungen des Nordens an den Süden für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und für die Bewältigung von Verlusten und Schäden. "Wir müssen der Industrie mit fossilen Energien ein Ende bereiten."

Die kenianische Aktivistin Elizabeth Wathuti rief besonders die reicheren Länder auf, "ihrer historischen Verantwortung" gerecht zu werden. "Bisher haben sie das nicht getan." Umweltgruppen weisen immer wieder darauf hin, dass insbesondere die Regierungen reicher Staaten ihre Klimaversprechen in der Vergangenheit häufig nicht gehalten hätten.

"Ich hoffe, dass der heutige Tag etwas verändern wird", sagte die neunjährige Zara, die gemeinsam mit ihrer Mutter an der Demonstration teilnahm. "Ich hoffe, dass mehr Bäume gepflanzt werden. Und dass es mehr Tiere gibt. Ich glaube, dass jeder einzelne einen Beitrag leisten kann."

Auf Plakaten waren Slogans wie "Fossile Brennstoffe haben keine Zukunft" oder "Verteidigt die Zukunft" zu lesen. "Der Klimawandel ist schlimmer als Hausaufgaben", hieß es auf einem weiteren Plakat. In Schottland hatten einige Schulen ihre Schüler vom Unterricht freigestellt, um ihnen die Teilnahme an der Demonstration zu ermöglichen. Eine riesige Demonstration war auch am Samstag in Glasgow geplant.

Klimakonferenz in Glasgow trotz Corona größte aller Zeiten

Die Weltklimakonferenz in Glasgow dürfte trotz aller Hürden wegen der Corona-Krise das größte derartige UN-Treffen aller Zeiten sein. Zu diesem Schluss kommen die auf Klimathemen spezialisierten Journalisten von Carbon Brief nach einer Auswertung der vorläufigen Anmeldungen. Offiziell registriert wurden demnach 39.509 Delegierte – fast doppelt so viele wie bei der letzten Klimakonferenz 2019 in Madrid.

Zwar dürfte die tatsächliche Teilnehmerzahl am Ende niedriger liegen, weil manche Delegationen – etwa aus Afghanistan, Samoa und Vanuatu – doch nicht anreisten. Doch ist der Abstand zur bisher größten COP (Conference of the Parties – Konferenz der Vertragsparteien), dem Treffen 2015 in Paris (30.372), so groß, dass der Rekord locker geknackt werden dürfte.

Die größten Delegationen entsandten demnach Brasilien (479), die Türkei (376), die Demokratische Republik Kongo (373), Ghana (337) und Russland (312). Auch bei den zugelassenen Journalisten gab es mit 3.781 Akkreditierungen einen historischen Rekord. Die hohe Teilnehmerzahl, kombiniert mit strengen Corona-Kontrollen, ist laut Beobachtern auch ein Grund für die teils extrem langen Warteschlangen vor dem Konferenzgelände, das für die Dauer der COP26 Hoheitsgebiet der Vereinten Nationen ist. (red, APA, dpa, Reuters, 6.11.2021)