Einblick in die Kammer – und in das Leben der Sklaven.
Foto: AFP PHOTO / POMPEII ARCHAEOLOGICAL PARK / HANDOUT

In den vergangenen Jahren machte ein Archäologieteam immer wieder spannende Entdeckungen in einem Landgut vor den Mauern von Pompeji – jener römischen Stadt am Fuße des Vulkans Vesuv, die im Jahr 79 nach Christus bei einem Ausbruch zerstört und unter Lava, Schlamm und Asche begraben wurde. Diese Anlage nördlich von Pompeji, die Villa Civita Giuliana, dürfte einem hochrangigen Militäroffizier gehört haben: Das Team spürte in den Stallungen bereits die Überreste von drei Pferden auf, die mit wertvollem Zaumzeug ausgestattet waren.

Ansicht der Sklavenkammer von oben.
Foto: AFP PHOTO / POMPEII ARCHAEOLOGICAL PARK / HANDOUT

Nun stießen die Fachleute daneben auf einen bisher unentdeckten Raum, der mehr über den Alltag der Sklaven enthüllt, die hier lebten. "Wir haben nicht damit gerechnet, so einen Raum vorzufinden. Dabei sind wir oft daran vorbeigegangen", sagte Gabriel Zuchtriegel, Museumsdirektor von Pompeji, der Deutschen Presseagentur am Samstag. Der gebürtige Deutsche erinnert daran, dass in antiken Überlieferungen und Schriftstücken zumeist nur das Leben der oberen Schicht thematisiert wurde: "Hier sehen wir nun etwas, das normalerweise im Schatten bleibt."

Der Grundriss des Gebäudeteils: In der Nähe der Stallungen (unten rechts bei "ambiente e" sind die Überreste eines Pferdes zu erkennen) spürte das Team die Sklavenkammer auf ("ambiente c").
Foto: AFP PHOTO / POMPEII ARCHAEOLOGICAL PARK / HANDOUT

Einfache Einrichtung

Die neu entdeckte, gut erhaltene Kammer ist etwa 16 Quadratmeter groß. Sie ist recht schmucklos, besitzt nur ein kleines Fenster und wurde mit drei Betten möbliert. Es dürften hier also mindestens drei Sklaven geschlafen haben. Die Betten waren einfache, mit Seilen bespannte Holzpritschen, auf die Tücher oder Teppiche gelegt wurden. Zwei Betten waren etwa 1,70 Meter lang, eines – wohl für ein Kind oder einen Jugendlichen – 1,40 Meter.

Unter den Betten befanden sich zwei Amphoren, also antike Vasen. Darin dürften die Sklaven ihr Hab und Gut aufbewahrt haben, sagte Zuchtriegel. Ein Behältnis könnte als Nachttopf gedient haben. In den Ecken befanden sich weitere acht Amphoren, in denen die Herren des Hauses Gegenstände aufbewahren konnten – der Raum diente also auch als Abstellkammer.

Rechts lehnt an einem der Betten eine Deichsel, die zu einem prunkvollen Pferdewagen gehörte.
Foto: AFP PHOTO / POMPEII ARCHAEOLOGICAL PARK / HANDOUT

Darauf weist ebenfalls die Holzkiste hin, die sich in der Mitte des Raumes befand. Sie enthielt Zaumzeug für Pferde, Stoff und Metallgegenstände. An einem Bett lehnte außerdem eine Deichsel. Diese Objekte gehörten zu einem Prunkwagen, der Anfang diesen Jahres im Nebenzimmer entdeckt wurde und der derzeit restauriert wird. Einen Raum weiter waren zuvor die bereits erwähnten Überreste dreier Pferde entdeckt worden.

Pompeii Sites

Neue Erkenntnisse über Sklavenleben

Dieser Fund passt gut zu einer weiteren, besonders spektakulären Entdeckung, die ebenfalls in diesem Jahr an der Ausgrabungsstätte Pompeji gemacht wurde und mehr über die Lebensverhältnisse von Sklaven – und Ex-Sklaven – enthüllt. Vor kurzem wurden die mumifizierten Überreste eines ehemaligen Sklaven entdeckt: Marcus Venerius Secundio, so sein Name, erlangte die Freiheit und auch ein gewisses Ansehen. Er war eine Art Wächter des Venustempels und ließ Aufführungen in Latein und Altgriechisch abhalten.

Im Vorjahr 2020 wurden außerdem die konservierten Leichen eines Herrn und seines Sklaven gezeigt. Zudem offenbarte man eine römische Snackbar: Hier stießen Grabungsteams nicht nur auf schöne bildhafte Darstellungen, sondern auch auf eine obszöne Botschaft, die über einem Hundebild eingeritzt wurde: "Nicias schamloser Scheißer". (sic, APA, 6.11.2021)