Sowohl grafisch als auch inhaltlich stellt der neue Teil der Serie den bisherigen Höhepunkt dar.

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Die Rennspiel-Serie "Forza Horizon", die spielerisch irgendwo zwischen "Mario Kart" und "Gran Turismo" ihr Plätzchen gefunden hat, geht dieser Tage in die fünfte Runde. Während anderen Games nach dieser Strecke bereits der Spielspaß-Sprit ausgeht, fährt "Forza Horizon" souverän – fast spektakulär über die diesjährige Ziellinie.

Im Abo enthalten

Vor Jahren las man Tests zu spielen in erster Linie deshalb, um zu wissen ob es das verlangte Geld wert ist. In der neuen Welt der Xbox und ihrem Game Pass steht das Spiel ab dem 9. November allen Abonnenten des Microsoft-Services kostenlos zur Verfügung. Nun hat sich allerdings Zeit und Speicherplatz, das Spiel verschlingt über 100 Gigabyte auf der Festplatte, ebenfalls zu wertvollen Indikatoren im Entertainment-Bereich entwickelt, weshalb dieser Text in jedem Fall seine Daseinsberechtigung haben sollte. Fahren wir also endlich auf die Faktenstrecke.

Forza

Als Hintergrund haben sich die Entwickler in diesem Jahr das visuell sehr abwechslungsreiche Mexiko ausgesucht. Damit warten auf den Spieler sowohl Dschungel-, Strand- aber auch Vulkanlandschaften. Abgesehen von diesen Streicheleinheiten für die Augen, hat das auch spielerische Auswirkungen – je nachdem ob man auf Straßen, auf Sand oder Schotter fährt. In den Einstellungen lassen sich deshalb allerlei Fahrhilfen ein- oder auch ausschalten, was das Spiel am Ende nie zu einer Simulation a la "Assetto Corsa" werden lässt, aber dennoch von einem sehr anspruchsvollen Rennspiel bis hin zu einem sehr Arcade-lastigen Racer alles bietet.

So muss man kein Lewis Hamilton sein, um die insgesamt 500 Autos sicher um die Kurven zu bringen. Dafür freuen sich Enthusiasten der gebogenen Aluminium-Magnesium-Kunststoff-Mischung über eine unglaubliche Vielfalt an fahrbaren Untersätzen. Angefangen bei Klassikern wie dem Ford MK1 Escort aus dem Jahr 1970, über den Aston Martin Valhalla (2019) bis hin zu Liebhaber-Modellen wie dem Delorean DMC-12 aus den 1980er Jahren. Wer hier nicht sein Traumauto findet, der hat kein Herz aus Stahl.

Tag- und Nachtwechsel beziehungweise die Wettereffekte sorgen für optische Abwechslung.
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Wahrheit auf der Strecke

Wie aus den Vorgängern bekannt, wird die offene Welt, die frei befahren werden kann, in eine kleine Geschichte gebettet. Als junger, aufstrebender Rennfahrer wirbelt ihr die Szene in Mexiko mit eurem fahrerischen Können gehörig auf. Schauplatz für euer Tun ist ein Festival, das sich in verschiedene Events aufteilt, die unterschiedliche Ansprüche an euch haben. So findet sich ein Offroad-Event genauso wie illegale Straßenrennen. Hinzu kommen Serien-typisch Herausforderungen wie das Geblitztwerden bei einem möglichst hohen Tempo, das Zerstören von Barrieren oder auch von der Story angefeuerte Sammel-Missionen.

Auch wenn kaum etwas davon als revolutionäre Spielidee bezeichnet werden kann, ist die Sammlung an möglichen Aufgaben sowohl für eine schnelle Runde zwischendurch, als auch für stundenlanges Herumfahren geeignet und motivierend. Obwohl ihr zu den einzelnen Events immer hinfahren müsst, sorgen wechselndes Wetter, gelegentliche Stürme und die schöne Landschaft dafür, dass man sich nicht langweilt. Schade, dass die Welt, abgesehen von anderen Autos, frei von jeglichem Leben ist. Es gibt weder Tiere, die am Straßenrand entlanghoppeln, noch Zuschauermengen, die uns bei Rallye- oder Straßen-Rennen aus sicherer Distanz anfeuern. Warum hier trotz der neuen technischen Möglichkeiten kein Fortschritt zu den Vorgängern erzielt werden wollte, darüber muss spekuliert werden.

Oft will man innehalten, weil die Landschaft so schön aussieht.
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Vielleicht liegt es daran, dass das Spiel auch auf der älteren Xbox One laufen muss – dort immerhin in Full HD (1.920x1080) und mit stabilen 30 Bildern pro Sekunde. Auf der Xbox Series X darf man zwischen "Performance"- und "Graphics"-Modus wechseln. Bei Ersterem erlaubt das Spiel bei 4K bis zu 60 Bilder pro Sekunde, allerdings ohne Raytracing. Der auf Grafik fokussierte Modus aktiviert Raytracing, dafür sinkt die Anzahl der Bilder pro Sekunde auf 30, allerdings immer noch bei 4K. Die Series S erlaubt in beiden Einstellungen nur eine Auflösung von Full HD, auf dem PC darf man sich je nach verbautem Innenleben austoben.

Die Autos selbst profitieren von den neuen technischen Möglichkeiten und erstrahlen mit zahlreichen Details. Es gibt diesmal einen richtigen Autoshop, bei dem man die Fahrzeuge den eigenen Wünschen entsprechend gestalten kann. Zahlreiche Farben, Spoiler oder Felgen laden zum Herumprobieren ein. Hat man sein Traumauto noch nicht gefunden, steigt man gerne in den Sammelmarathon des Spiels ein. Dieser wird durch das erfolgreiche Bestreiten von Rennen und den damit verbundenen Preisen unterstützt beziehungsweise auch durch das gelegentliche Drehen am Glücksrad, das entweder neue Kleidung für euren Avatar liefert oder eben ein neues Gefährt. Wer ausreichend Geld am Konto hat, kann Autos auch gezielt im Shop kaufen oder via Auktion ersteigern. Auf diesem Weg können übrigens Fahrzeuge auch wieder an den Mann oder die Frau gebracht werden.

Wer nicht selber am Auto herumschrauben will, der kann sich vorgefertigte Aufbesserungen kaufen.
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Gemeinsam stark

Eine der größten Änderungen im Vergleich zu den Vorgängern ist ein stärkerer Fokus auf Mehrspieler-Events. Wie immer seht ihr eure Freundesliste als Autos in der Welt herumfahren, wer sich gezielt mit diesen abspricht, kann an Sonderrennen teilnehmen, die alleine gar nicht gestartet werden können. Dann düst man gemeinsam durch die Landschaft und findet heraus, wer die schnellste Automaus des virtuellen Mexikos ist. Auch eine Art Battle-Royale-Modus kann gestartet werden oder Events, die zeitlich begrenzt sind. Es gibt so unglaublich viel in diesem Spiel zu tun, dass man wohl für Monate gut beschäftigt sein wird.

Ganz ambitionierte Naturen können sich zudem auch selbst Strecken im sogenannten Eventlab basteln und dann der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Das erweitert das bisherige Multiplayer-Feature, dass man auch Lackierungen von Autos an andere Spieler verkaufen kann.

Ein nicht zu verachtender Punkt soll noch die Kurzbeschreibung von Sound und Musik sein. Die meisten Autos unterscheiden sich von ihrem Motorengeräusch deutlich und auch die diversen Performance-Verbesserungen am Wagen hört man tatsächlich. Hinzu kommt ein wunderbarer Soundtrack, der sich auf verschiedene Radiostationen aufteilt und von Popsongs bis hin zu chilligen Reggae-Nummern alles bietet.

Österreichische Beteiligung

Als Outsourcing-Studio am Spiel mitarbeiten durfte das österreichische, auf Computerspielgrafik fokussierte Studio Rabcat. In der Vergangenheit hatte man immer wieder Automodelle für die bekannte Spiele-Serie produziert, diesmal durfte man Berge, Flüsse und Vegetation in Szene setzen. Mit Landschaftskarten von Mexiko wurden so bekannte Hotspots detailgetreu nachgebaut, wie das Studio dem STANDARD bestätigte.

Auch euren Avatar könnt ihr mit immer mehr Zeug ausstatten – was auf das Spiel natürlich wenig Einfluss hat.
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Fazit

Das Ziel von "Forza Horizon" war wohl immer aus Videospielern Autoliebhaber zu machen und aus Autoliebhabern Videospieler zu machen. Das gelingt auch mit diesem Teil wunderbar, steht doch in erster Linie der Spaß am Fahren im Vordergrund. Dies gelingt ohne Zweifel, auch dank der spielerischen Abwechslung, der wunderschönen Welt und den zahlreichen Multiplayer-Modi.

Wer also ohnehin den Gamepass hat und nur den kleinsten Funken Interesse an Rennspielen, der kann den Download sofort starten, nachdem er diese Zeilen hier beendet hat. Aber auch als Vollpreis-Spiel erfüllt "Forza Horizon 5" alle Ansprüche, die man heute an einen Vertreter des Genres haben darf. Ein schönes Highlight für PC- und Xbox-Spieler in diesem doch sehr turbulenten und von Verschiebungen gebeutelten Jahr 2021.

"Forza Horizon 5" erscheint am 9. November für Xbox One, Xbox Series X/S, Windows PC, Steam und via Xbox Cloud Gaming. Vorbesteller können bereits seit dem 5. November spielen. Das Testmuster wurde dem STANDARD von Microsoft zur Verfügung gestellt. (aam, 7.11.2021)