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Wien – 3G, Chatprotokolle, Impfdurchbruch und Schattenkanzler – die Corona-Pandemie und die Chataffäre prägen die diesjährige Suche nach dem Wort des Jahres. Auch bei der Wahl des Unwortes des Jahres – vorgeschlagen sind unter anderem Erinnerungslücken, Herdenimmunität und Impfskeptiker – und des Spruchs des Jahres dominieren diese Themenkomplexe. Abgestimmt werden kann online auf www.oewort.at bis 29. November, 11 Uhr. Die Bekanntgabe erfolgt am 2. Dezember.

Die Forschungsstelle Österreichisches Deutsch der Uni Graz hat in Kooperation mit der APA – Austria Presse Agentur wieder eine Liste mit Kandidaten zusammengestellt. Wörter, die den Österreicherinnen und Österreichern seit Ende des vergangenen Jahres positiv oder negativ aufgefallen sind, konnten zuvor an die Jury geschickt werden. 2020 setzte sich beim Wort des Jahres der Babyelefant gegen Corona durch, beim rot-weiß-roten Unwort ließ Corona-Party das Social Distancing hinter sich.

Auch das Klimaticket hat eine Chance

Anwärter für das aktuelle Wort des Jahres sind neben den bereits erwähnten: Gewohnheitsunrecht (Irmgard Gries: "Wir haben zwar ein Gewohnheitsrecht, aber wir haben kein Gewohnheitsunrecht"), Inseratenkorruption, Ninja-Pass, WKStA (Wirtschafts- und Korruptionsanwaltschaft) und untadelige Person. Letzterer Kandidat geht auf eine Forderung von Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) zurück, wen die ÖVP als neuen Bundeskanzler anstelle von Sebastian Kurz nominieren müsse. Mit Klimaticket hat sich zumindest ein Kandidat abseits der beiden Topthemen eingeschmuggelt.

Auch bei den Unwort-Kandidaten hat die Pandemie deutliche Spuren hinterlassen: Impfapartheid ("Kampfbegriff der extremen Rechten", erläutert die Jury) und Querdenker sind in der Liste neben den bereits erwähnten zu finden. Weiters stehen zur Wahl: Quotenweiber als abwertender Begriff für weibliche Führungskräfte und "zur Seite treten", ein beschönigender Ausdruck von Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) anstelle von Rücktritt, wie die Jury erklärt. Weiters kann man zum Unwort Kaufhaus Österreich, Schuldvermutung und Hilfe vor Ort wählen. Letzteres ist laut Jury ein Schlagwort von Innenminister Wolfgang Nehammer (ÖVP) und des nunmehrigen Bundeskanzlers Alexander Schallenberg (ÖVP), wonach Österreich keine Flüchtlinge aus Lagern in Griechenland aufnimmt und stattdessen "Hilfe vor Ort" anbietet, "die jedoch laut Medienberichten nie ankam".

Neben Alles gurgelt stehen zwei politische Zitate für den Spruch des Jahres zur Wahl: "Eli, es ist vorbei!" – Ausspruch von Matthias Strolz an Tourismus- und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), die in der ORF-Sendung "Im Zentrum" Ex-Bundeskanzler Kurz verteidigte – und "Sie fragen sich in diesen Stunden vielleicht: Was ist denn jetzt schon wieder passiert?", Statement von Bundespräsident Alexander Van der Bellen zur Regierungskrise.

Auch ein Jugendwort wird gekürt

Bei den Kandidaten zum Unspruch des Jahres wird aus den Chatprotokollen zitiert: "Bitte. Kann ich ein Bundesland aufhetzen?" (Sebastian Kurz an Thomas Schmid) und "Wer zahlt, schafft an! Ich liebe das!" (Schmid an Kurz). Außerdem hat es eine Aussage von Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) vor dem Ibiza-Ausschuss in die Wahlvorschläge geschafft: "Ich kann für mich ausschließen, dass ich mich erinnern kann, dass das ein Thema war."

Und nicht zuletzt gilt es, das Jugendwort des Jahres zu küren – eine Corona- und Affären-freie Kategorie: cringe (peinlich), flexen (die Muskeln anspannen), gäistig (außerordentlich beweglicher Mensch, Schnelldenker), lit (Verstärkung für super), same (Ausdruck von Empathie), sheesh (Ausdruck für Erstaunen) und sus (Kurzform für suspicious, suspekt). Außerdem steht hier noch Geringverdiener, scherzhaft für Verlierer, zur Auswahl. (APA, 8.11.2021)