Michael Loebenstein: "Die Kamera fand ich bei einem Tauchgang"

Museumschef Michael Loebenstein hat beim Tauchen eine GoPro-Kamera gefunden. Heute besitzt er nur noch ein Foto des Fundstücks.

Der Filmhistoriker Michael Loebenstein leitet seit 2017 das Filmmuseum in Wien. Zuvor war der gebürtige Wiener als CEO des National Film and Sound Archive (NFSA) von Australien tätig.
Foto: Mafalda Rakoš

"Das Tauchen ist seit knapp zwanzig Jahren ein Hobby von mir. Als ich in Australien gelebt habe, war ich regelmäßig unter Wasser unterwegs. Diese Kamera habe ich 2016 während eines Tauchgangs in Sydney Harbour gefunden. Sie steckte zwischen zwei Felsblöcken am Meeresgrund, war bereits angerostet und mit Muscheln bewachsen. Ich habe sie rausgezogen, eingesteckt und zu Hause abgewaschen.

Die Kamera war dicht, ich habe sie geöffnet und die Speicherkarte in den Computer gesteckt. Entdeckt habe ich Ordner mit Videos und, oh Schreck, Aufnahmen von einer Konferenz gegen die Verbreitung von Waffen im Nahen Osten. Als Filmhistoriker hat mich das natürlich herausgefordert.

Ich habe dann wie beim CSI in die Daten reingezoomt. Eine Frau war mehrmals auf den Fotos zu sehen, ihren Namen habe ich auf einem Presseausweis im Bildhintergrund entdeckt. Mithilfe von Google bin ich auf den Kontakt jener Frau gestoßen. Sie stellte sich als schwedische Politikwissenschafterin und Expertin für Terrorismus heraus. Ihr Bruder hatte die Kamera verloren, während er vor Sydney mit einem Schlauchboot Delfine beobachtete. Ich habe die Kamera zu ihm nach Deutschland geschickt – und seither habe ich noch ein Bier gut." (Anne Feldkamp)


Miblu: "Der Kopfschmuck vermittelt mir ein Gefühl von Stärke und Glück"

Die Musikerin Miblu hat eine Krone ersteigert und erzählt, zu welchen Anlässen man solche extravaganten Stücke tragen kann.

Seit 2018 macht Miriam Orth-Blau unter dem Künstlernamen Miblu Elektro-Pop. 2022 soll das Debütalbum der Wienerin erscheinen.
Foto: Mafalda Rakoš

"Meine Trophäe ist ein handgefertigter Kopfschmuck. Es handelt sich um eine Gipshaube, an der viele Holzstäbe befestigt sind. Das Ganze ist mit goldener Farbe lackiert und mit Goldfäden sowie Spitzenstoff verziert. Das Einzelstück erinnert an eine Krone oder Sonnenstrahlen. Ich hatte etwas Ähnliches einmal auf einer Fotografie aus den 1920er-Jahren gesehen und wollte auch sowas.

Nach langer Suche wurde ich auf einer Online-Auktionsplattform fündig. Ich habe mit einem anderen Bieter regelrecht um den Kopfschmuck gekämpft und schließlich gewonnen. Meine Familie ist im Kunsthandel tätig – ich bin also mit Auktionen aufgewachsen. Sie machen Spaß, aber man braucht auch gute Nerven dafür.

Der Kopfschmuck ist für mich eine Trophäe, weil er mir ein Gefühl von Stärke und Glück vermittelt. Ich finde auch für solch extravagante Accessoires die passenden Anlässe. Meine "Krone" habe ich bei einem Lifeball getragen und kann sie mir auch gut in einem Musikvideo oder auf der Bühne vorstellen. Nur zum Headbangen bei einem Rockkonzert wäre der Kopfschmuck nicht wirklich geeignet. Er wiegt anderthalb Kilo und könnte mit seinen spitzen Stäben womöglich jemanden verletzen." (Michael Steingruber)


Stefan Slupetzky: "Die Trophäe zeigt mir, dass es sich gelohnt hat, etwas Neues auszuprobieren"

Der Schriftsteller Stefan Slupetzky erzählt, wie ihm eine Bronzestatuette dabei geholfen hat, aus einer Schublade auszubrechen.

Der Wiener Stefan Slupetzky ist Schriftsteller, Musiker und Zeichner. Er verfasst Romane, Theaterstücke, Liedtexte. Zuletzt erschien von ihm "Nichts als Gutes", eine Sammlung von Grabreden.
Foto: Mafalda Rakoš

"Da muss ich nicht lange nachdenken: Es ist die Friedrich-Glauser-Trophäe, die hinter meinem Schreibtisch einen Ehrenplatz einnimmt. Die recht schwere Statuette aus massiver Bronze habe ich 2005 für Der Fall des Lemming, meinen Debütroman als Krimischriftsteller, bekommen. Der Preis gilt als die wichtigste Auszeichnung in diesem Genre im deutschen Sprachraum.

Ich weiß bis heute nicht genau, was sie eigentlich darstellen soll, einen Engel vielleicht? Gar ein Mordinstrument? Der Preis bedeutet mir sehr viel. Er ist zunächst ein Symbol der Anerkennung für meine Arbeit als Schriftsteller, für meinen allerersten Roman und – was mir noch wichtiger ist: Er zeigt, dass es mir gelungen ist, aus einer Schublade auszubrechen. Ich kann es nicht leiden, wenn man mir ein Etikett aufdrückt. Davor war ich vor allem als Kinderbuchautor und Illustrator bekannt. Das hat mich eingeengt.

Der Preis hat meinen weiteren Weg bestimmt. Er ist für mich auch ein Symbol dafür, dass es sich gelohnt hat, etwas Neues auszuprobieren, mich auf unbekanntes Terrain vorzuwagen und als Schriftsteller weiterzumachen. Die Schattenseite: Seither bin ich der Krimiautor. Schon wieder so eine Schublade, obwohl ich noch ganz viel anderes mache." (Markus Böhm)


Luna Al-Mousli: "Der Anhänger erinnert mich an meine erste Lesung auf Arabisch"

Die Autorin Luna Al-Mousli trägt ein goldes Schmuckstück mit einer bekannten arabischen Formel, die auch für ihr Schaffen steht.

Luna Al-Mousli, 1990 in Melk geboren und in Damaskus aufgewachsen, lebt und arbeitet als Autorin und Grafikerin in Wien. Aktuelles Buch: "Klatschen reicht nicht! Systemheld*innen im Porträt".
Foto: Mafalda Rakoš

"Auf meinem Anhänger steht auf Arabisch: "Es war einmal. Es war keinmal. Bis es einmal war." So fangen alle Geschichtenerzähler und auch meine Bücher an. Als ich 2018 und 2019 häufig in Kairo war, hatte ich dort einen Teppichhändler, einen Silber- und einen Goldschmied für mich auserkoren. Ihre Geschäfte sind an einem spooky versteckten Ort in einer dunklen Altstadtgasse, in die nur Einheimische finden.

Bei einem Besuch in diesem Jahr holte mich der Goldschmied in die Werkstatt hinter dem Verkaufsraum, die normalerweise für Kunden tabu ist. Er konnte sich an mich erinnern und wollte mir zeigen, wo er seine Spezialaufträge fertigt. Er meinte, ich sei eine treue, wichtige Kundin, und er wolle mir persönlich den Schmied vorstellen, der die Kette fertigte, die ich heute trage. Das hat mir schon getaugt, also hab ich gleich noch einen Anhänger machen lassen mit dem Zitat: ,Ich stehe an der Ecke eines Traumes und kämpfe.‘

Als Trophäe würde ich den Anhänger deshalb bezeichnen, weil er mich an eine Phase im Leben erinnert: Als ich meinen ersten machen ließ, hatte ich in Kairo meine erste Lesung auf Arabisch. Und die Cousine, mit der ich meine Kindheit teilte, saß im Publikum und hörte zu." (Sascha Aumüller, RONDO exklusiv, 30.11.2021)