Wenn Bienen wie hier von einer Hornisse gejagt werden oder sie eine solche vor dem Bienenstock wahrnehmen, schlagen sie Alarm. Um die Fressfeinde loszuwerden, setzen vietnamesische Bienen auf fremde Exkremente – oder sie umhüllen die Hornisse, um sie vor lauter Hitze oder Sauerstoffmangel zum Kollaps zu bringen.
Foto: Jean-François Monier / AFP

Aggressive Hornissen sind unter Imkern nicht beliebt. Denn allzu häufig stehen Honigbienen bei den Insekten auf der Speisekarte. Es kommt vor, dass Riesenhornissen – darunter auch hierzulande eingewanderte asiatische Hornissenarten – einzeln oder zu mehreren vor dem Eingang eines Bienenstocks auf heimkehrende Bienen warten, um diese abzufangen und zu verspeisen. Oder aber sie versuchen gleich, ins Nest zu gelangen.

Die sozialen Bienen setzen sich mit vereinten Kräften zur Wehr. Dazu ist die richtige Kommunikation wichtig. Eine neue Forschungsarbeit zeigt, wie sie ihre Artgenossen mit bestimmten Signalen warnen, die vergleichbar sind mit den Alarm-, Angst- und Panikrufen, die Primaten und Vögel von sich geben. Erstmals wurde auch ein bestimmtes Warnsignal dokumentiert, das die Bienen laut und in frenetischem Tempo produzieren.

Abwehrpfeiftöne

Die Forschungsgruppe um Heather Mattila vom Wellesley College in Massachusetts (USA) sammelte mit Mikrofonen das Gebrumme und Gesumme in Nestern von Asiatischen Honigbienen (Apis cerana), die teilweise von Hornissen attackiert wurden. Bei lokalen Imkern in Vietnam nahm sie rund 1.300 Minuten lang Geräusche auf, woraus sie 30.000 Signale isolieren konnte. Die Analysen erschienen im Fachmagazin "Royal Society Open Science".

Demnach kommunizierten die Bienen ständig miteinander. Ohne lauernde Gefahr eines Feindes war die Geräuschkulisse ruhig und gelassen. Befand sich jedoch eine Riesenhornisse (Vespa soror) vor dem Eingang des Bienenstocks, ertönte eine regelrechte Kakofonie. Die Tiere stießen laut und frenetisch viel öfter Zischlaute und Stoppsignale aus – sowie insbesondere die nun erstmals dokumentierten Raubtierabwehrpfeiftöne. Das wiederholte hohe Surren erinnert an die Soundkulisse eines Formel-1-Rennens.

So klingt ein Hornissenalarm bei Honigbienen in Vietnam.
Heather R Mattila

Fiese Verteidigungstaktik

Während die Arbeiterinnenbienen diese Pfeiftöne von sich gaben, versammelten sich ihre Artgenossinnen, um die Abwehr gegen die Feindin in die Wege zu leiten. Zum Abwehrrepertoire gehört etwa das Einschmieren des Nesteingangs mit Fäkalien von Misthaufen. Manchmal umhüllen die Bienen den Feind auch vollständig, bis dieser sich in der Mitte einer Art "Bienenball" wiederfindet und einen Hitze- und Erstickungstod stirbt.

Heather Mattila und ihr Team versuchen auch herauszufinden, weshalb Hornissen durch Tierdung von Bienenstöcken abgehalten werden.
WellesleyCollege

Auf Videoaufnahmen beobachtete das Forschungsteam, dass die Arbeiterinnen während der Pfeiftonkonzerte ihre Hinterteile hoben, mit den Flügeln summten, hektisch zu rennen begannen – und ihre Nasanov-Drüse freilegten. Diese Drüse befindet sich am Hinterleib (Abdomen) des Insekts und setzt ein Pheromon frei, also einen besonderen Duftstoff. Um diesen besser zu verbreiten, fächern Bienen ihn gleichzeitig mit ihren Flügeln von sich fort.

Die Rolle des Pheromons

Normalerweise leitet dieses Nasanov- (oder Nasonov-)Pheromon zurückkehrende Sammlerbienen wieder nach Hause in die Kolonie. Im Verteidigungsfall könnte es die Bienen auch dazu veranlassen, sich in der Nähe von Nesteingängen zu versammeln, um sich gegen einen Eindringling in Stellung zu bringen, wie die Forschungsgruppe vermutet.

Den Effekt des Duftstoffs machen sich auch Menschen zunutze: Künstlich hergestellte Pheromone dienen als Hilfe, um Bienenschwärme beispielsweise in Fangboxen zu locken. Ob Bienen dabei merken, wenn sie in eine Falle gelockt wurden, und daraufhin Alarm schlagen, ist nicht bekannt. (red, APA, 10.11.2021)