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Elon Musk scheint auf Twitter wieder in "alte" Muster zu verfallen.

Foto: AP/Hannibal Hanschke

Auch wenn er nicht unbedingt schweigsam war, ist es in den letzten Monaten vergleichsweise still um Elon Musks Twitter-Konto geworden. Kein öffentlicher Streit mit einem Höhlentaucher, keine Frontalangriffe auf Medien wegen kritischer Artikel und keine Andeutungen, Tesla von der Börse zu nehmen. Größere Wellen schlugen fast nur Äußerungen in Bezug auf Kryptowährungen, nicht zuletzt auch, weil Tesla zwischenzeitlich Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert hatte und der Konzern und sein Chef auch in Kryptos investieren.

Das blieb nicht immer folgenlos, so dürfte Musk nicht unwesentlich zum plötzlichen Hype nebst Kursrallye rund um die technisch unspektakuläre Meme-Währung Dogecoin beigetragen und auch Kursfluktuationen beim Bitcoin mitverursacht haben.

Ein Mitgrund für Musks vergleichsweise braves Verhalten sind Auflagen der US-Börsenaufsicht SEC, die nach dem Tweet zur möglichen Privatisierung von Tesla 2018 infolge eines massiven Kursanstiegs in kürzester Zeit dazu gezwungen war, den Handel mit den Wertpapieren des Unternehmens temporär auszusetzen. Zudem mehrte sich auch Kritik von Investoren am erratischen Verhalten des Tesla- und Space-X-Chefs.

Doch in der letzten Zeit scheint das Enfant terrible der Tech-Branche wieder warmgelaufen zu sein. Das legt eine erstaunlich infantil geführte Auseinandersetzung mit dem demokratischen US-Senator Ron Wyden aus Oregon nahe.

US-Senator forderte Milliardärssteuer

Die Vorgeschichte dazu liefert Musk selbst. Er klinkte sich in die Diskussion um eine geforderte höhere Besteuerung von Superreichen ein und beteuerte, dass es ihm gar nicht möglich sei, Steuern zu zahlen, da er offiziell als Tesla-Chef gar kein Gehalt beziehe. Er könne aber zehn Prozent seiner Anteile an seiner Firma verkaufen und für diese Transaktion dann Steuern abführen.

Foto: Screenshot/Twitter

Ob er das tun solle oder nicht, darüber ließ er seine Twitter-Follower abstimmen. 57 Prozent klickten auf die Ja-Option. Musk will sich an dieses Votum halten, doch wann genau er nun seine Anteile abstoßen wird, steht noch nicht fest.

Die Aktion sorgte freilich für allerlei Diskussionen in den sozialen Medien. Kritik kam aus den progressiveren Reihen der Demokraten. "Ob der reichste Mann der Welt überhaupt Steuern zahlt, sollte nicht vom Resultat einer Twitter-Umfrage abhängen", twitterte Wyden als Antwort auf die von Musk gestartete Umfrage. "Es ist Zeit für eine Milliardärs-Einkommenssteuer."

Ausfällige Reaktion

Besagter reichster Mann der Welt entschloss sich, zwei Tage später auch darauf zu reagieren. Die Antwort des 50-Jährigen, der gleich mehrere Großkonzerne führt: "Warum sieht dein Profilfoto so aus, als wärst du gerade gekommen?"

Die Replik stieß bei Musks eingeschworenen Anhängern auf einiges Wohlwollen, sorgte aber naturgemäß auch für einige kritische Anmerkungen. "Man stelle sich vor, man ist ein erwachsener Mann, der ein börsennotiertes Unternehmen leitet und das wirklich schreibt. Und sich dann entscheidet, den 'Antworten'-Button anzuklicken", so eine der populäreren Anmerkungen.

Für Stirnrunzeln sorgte Musk, der sich temporär auf Twitter in "Lord Edge aus Trollheim" unbenannt hatte, auch schon Ende Oktober, als er die Gründung einer Universität andeutete. Tatsächlich verbarg sich auch dahinter Humor der eher pubertären Sorte. Sein "Texas Institute of Technology & Science" – kurz: Tits – werde über großartigen Merchandise verfügen, der von "von allen bewundert" werden würde.

Musk vs. World Food Programme

Kurz darauf suchte er Streit mit dem World Food Programme der Vereinten Nationen. Der US-Sender CNN hatte in einer reißerischen Headline basierend auf Aussagen des WFP-Chefs die Rechnung aufgestellt, dass sich der Welthunger mit sechs Milliarden Dollar – oder rund zwei Prozent von Musks Vermögen – lösen ließe. Wenn das WFP genau beschreiben könne, wie dies möglich sei, werde er sofort Tesla-Aktien verkaufen und das tun, replizierte Musk.

Der WFP-Chef David Beasley merkte daraufhin an, dass die CNN-Überschrift inakkurat sei, sich mit dem genannten Betrag aber 42 Millionen Menschen, die aufgrund von Konflikten, der Klimakrise und der Corona-Pandemie akut von Hunger bedroht seien, ernähren ließen und sich somit weitere geopolitische Instabilität und Fluchtbewegungen verhindern ließen.

Beasley erklärte zudem, dass das WFP über hervorragende logistische Kapazitäten verfügt, und bot Musk ein persönliches Treffen an, mit dem Ziel, ihm die Arbeit des WFP im Detail zu erklären und sich Input von Musk über mögliche Verbesserungen anzuhören. Zudem betonte er, dass das Budget des WFP, Reports zur Arbeit in den einzelnen Ländern und Prüfberichte öffentlich einsehbar seien.

Musks erste und einzige direkte Reaktion in diesem gesamten Austausch war ein Verweis auf einen Artikel eines britischen Boulevardblatts über Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern seitens mehrerer UN-Soldaten, die 2014 zur Friedenssicherung in der Zentralafrikanischen Republik stationiert waren. Auf das Gesprächsangebot von Beasley ging er – zumindest öffentlich – nicht ein. (gpi, 9.11.2021)