Skandinavien ist beim Klimaschutz ganz vorn dabei.

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Offiziell gibt es beim Klimaschutz-Index keinen Sieger – die Plätze eins bis drei bleiben frei, wie auch schon die letzten Jahre. Denn kein Land befindet sich derzeit auf einem Pfad, der mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar sei, befinden die Organisationen Germanwatch, New Climate und Climate Action Network, die den Index am Dienstag bei der Weltklimakonferenz in Glasgow vorgestellt haben.

Die Ränge vier bis sechs – und damit die eigentlichen Stockerlplätze – belegen Dänemark, Schweden und Norwegen. Österreich fällt einen Platz zurück und landet im Klimaschutz-Index an 36. Stelle – und damit im Bereich der "Low Performer". Insgesamt haben sich die Organisationen rund 60 Staaten sowie die EU angesehen, die gemeinsam für rund 92 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich sind.

Topposition wegen erneuerbarer Energie

Beurteilt wurden Treibhausgasemissionen, der Ausbau an erneuerbarer Energie, Energieverbrauch sowie Klimapolitik. Vor allem die letzten beiden Bereiche sind jene, in denen die skandinavischen Länder Fortschritte machten und deshalb ihre Topposition im Index sichern konnten.

"Wir stehen am Anfang des Jahrzehnts, in dem es vor allem um die Umsetzung der gesetzten Klimaziele geht. Dänemark, Schweden und Norwegen machen da ähnlich wie Großbritannien und Marokko vieles besser als der Rest der Welt", sagt Niklas Höhne vom New Climate Institute, einer der Autoren des Index.

Norwegen ist etwa das einzige Land, das in der Kategorie erneuerbare Energie die Wertung "Sehr gut" abholen konnte. Neben dem hohen Anteil von Wasserkraft setzt das Land auch zunehmend auf Wind- sowie Solarenergie und hat ehrgeizige Ausbauziele. Gleichzeitig wird im Klimaschutz-Index kritisiert, dass Norwegen weiterhin Öl- und Gasressourcen ausbeutet und exportiert. "Wenn Norwegen seine Erschließung von Öl- und Gasfeldern in der Arktis einstellen sollte, könnte das Land als erstes überhaupt einen der bisher unbesetzten ersten drei Plätze in der Gesamtwertung des Index belegen. Dann wäre es wahrscheinlich auf einem tatsächlich Paris-kompatiblen Pfad", so Jan Burck von Germanwatch in einer Aussendung.

Aufholbedarf für Österreich

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) begründet das schlechte Zeugnis für Österreich auch damit, dass in den vergangenen Jahren zu wenig für Klimaschutz getan wurde. "Für mich ist der Bericht ein Auftrag, weiterzumachen", sagte sie am Dienstag vor Journalisten, die das Ministerium mit nach Glasgow eingeladen hatte. Gewessler ist überzeugt, dass "Meilensteine" wie das Klimaticket dazu führen werden, dass Österreich in der nächsten Ausgabe des Klimaschutz-Index deutlich besser dastehen wird.

Dass es Handlungsbedarf gibt, darin sind sich auch Umwelt-NGOs einig. "Das Klimaschutz-Ranking zeigt eindeutig: Österreich muss einen Zahn zulegen, Klimaschutzmaßnahmen verstärken und die Aufholjagd zu den Vorreitern starten", sagt Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich. WWF-Klimasprecherin Lisa Plattner fordert die Bundesregierung auf, das umzusetzen, was im Regierungsprogramm steht.

Zwar kommt in Österreich ein Großteil des Stroms aus erneuerbaren Quellen, die Gesamtemissionen stagnieren aber seit Jahrzehnten – vor allem, weil der Straßenverkehr beinahe unvermindert weiterwächst.

Auch die EU verliert sechs Plätze im Ranking und stürzt auch Platz 22 ab. Kritisiert wird das fehlende Datum zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, allen voran Kohle und Erdgas. Weder der Anteil an erneuerbaren Energien noch die für 2030 gesteckten Klimaziele seien vereinbar mit dem Pariser Abkommen, heißt es in dem Bericht.

China, das mit Abstand die meisten Treibhausgase ausstößt, rutscht vier Plätze auf Rang 37 – also knapp hinter Österreich – ab, in der Gesamtwertung landet China damit in der gleichen Kategorie wie Österreich oder auch Spanien, Neu Seeland oder Rumänien. Die selbstgesteckten Ziele Pekings für 2030 seien weit entfernt von einem Paris-kompatiblen Pfad. Als "fortschrittlich" bezeichnen die Herausgeber der Studie hingegen die langfristigen Ziele Chinas. Die Emissionen des Landes sollen 2030 ihren Höhepunkt erreichen und bis 2060 klimaneutral sein. (pp, luis, 9.11.2021)