Deutlich von einer Ladeleistung von 30 Watt entfernt: die Pixel-6-Smartphones von Google.

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Googles Pixel 6 ist mit insgesamt sehr positiven Rezensionen in den Handel gestartet. Doch auch wenn das Handy fast rundum gelungen ist, sind Kritikpunkte aufgetaucht, die manche Nutzer verärgern. Da wäre etwa der Fingerabruckscanner, der nach Ansicht einiger Besitzer zu träge arbeitet. Das sei allerdings kein Bug, entgegnete Google hier. Die langsame Erkennung sei Folge erhöhter Sicherheit.

Die zweite Problemstelle wird sich allerdings nicht so einfach mit dem Argument "it’s not a bug, it’s a feature" wegreden lassen. Im Vergleich zur vorherigen Generation hat Google schnelleres Aufladen versprochen. Und verkauft selbst auch ein 30-Watt-Netzteil, mit dem das Handy in 30 Minuten auf 50 Prozent geladen werden können soll.

22-Watt-Limit auch bei stärkerem Charger

Die Sache hat jedoch einen Haken: Die tatsächliche Ladeleistung des Pixel 6 liegt weit unter 30 Watt. Laut Messungen verschiedener Nutzer liegt die tatsächlich erreichte Leistung nie bei mehr als 22 Watt. Am Ladegerät liegt das nicht, denn laut Spezifikationsangaben kann es sogar bis zu 33 Watt liefern – nur eben nicht beim Pixel 6 (Pro). Getestet wurde freilich auch schon mit Ladegeräten, deren maximaler Output deutlich über diesem Wert liegt. Aber auch da ist bei Googles neuen Handys bei 22 Watt das Limit erreicht.

Das sorgt seit ein paar Tagen für verärgerte Reaktionen. Aber hat Google mit der 30-Watt-Angabe gelogen, wie es manche Kritiker nun behaupten? Nein, aber man hat sich mit der eigenen Kommunikation auch keinen Gefallen getan. Dass es sich um ein Softwareproblem handelt und die Handys nach einem Patch doch mit höherer Leistung geladen werden können, erscheint unwahrscheinlich. Denn mit dem aktuellen Maximum wird das "50 Prozent in 30 Minuten"-Versprechen bereits erfüllt.

Daraus lässt sich auch schlussfolgern, dass sich für Nutzer, die bereits das 18-Watt-Ladegerät der Pixel-5-Reihe besitzen, die Anschaffung des neuen Chargers kaum auszahlt. Gleiches gilt auch, wenn man über ein anderes Ladegerät verfügt, das sich an den USB-Power-Delivery-Standard hält und eine Output-Leistung von rund 20 Watt oder mehr erreichen kann.

Verwirrende Angaben

Auf der Website des Google Store listet man die Spezifikationen des Ladegeräts auf und schildert im Kleingedruckten auch, dass das Pixel 6 drahtlos mit bis zu 21 Watt und das Pro-Modell mit bis zu 23 Watt aufladbar seien. Mit welcher Leistung deren Akkus aber verkabelt geladen werden können, ist als Angabe nicht zu finden. Für Kunden ist es zudem naheliegend anzunehmen, dass ein neues Pixel-Ladegerät auch auf die neuen Pixel-Handys abgestimmt ist und diese folgerichtig und abzüglich der Transferverluste mit zumindest annähernd 30 Watt geladen werden können sollten.

Dass dann das Ladegerät bei dem Handy gar nicht seine volle Leistung ausschöpfen kann, nachdem es dem Gerät mit dem Argument der E-Waste-Vermeidung nicht beigelegt wird und separat erworben werden muss, hinterlässt einen fahlen Beigeschmack. Google, das mit der Praxis verwirrend ausgeschilderter Ladeleistung übrigens nicht allein sein dürfte, hat auf Anfragen, etwa von Android Central, in dieser Causa noch nicht reagiert. (gpi, 10.11.2021)