Beim Impfbus beim Europark herrschaft seit Tagen großer Andrang. Das Land Salzburg will durch mehr Impfungen einen Lockdown verhindern.

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Der Appell, den der Vorstand des Universitätsklinikums Salzburg, Richard Greil, an die Politik richtet, ist alarmierend. Er forderte im Ö1-"Mittagsjournal" am Dienstag sofort massive Maßnahmen. Es müsse zu einer Reduktion kommen, die einem Lockdown entspricht, "egal, wie man es nennt".

In der Salzburger Landespolitik ist der regionale Lockdown ein Thema, heißt es aus dem Büro des Landeshauptmanns Wilfried Haslauer (ÖVP). "Aber nur insofern, dass es unser erklärtes Ziel ist, einen regionalen Lockdown zu vermeiden." Um die sozialen Kontakte zu reduzieren, seien bereits alle Landesveranstaltungen abgesagt worden. Bürgermeister und Interessenvertreter seien dazu aufgefordert worden. Etwaige weitere Maßnahmen würden im Prozess mit Experten derzeit ausgelotet werden, um einen Lockdown zu verhindern. Eine quantitative Messlatte, ab wann ein Lockdown kommen müsse, gebe es nicht, heißt es auf Nachfrage aus Haslauers Büro.

Atempause für Spitäler

"Wir brauchen eine Atempause für die Spitäler", forderte Greil in der "ZiB 2". Ansonsten könne man die "Anflutung" von Patientinnen und Patienten nicht kompensieren. Man befinde sich in Phase elf von zwölf vorgesehenen Stufen. Die Hälfte der insgesamt 51 verfügbaren Intensivbetten für Covid-Patienten ist laut Ages-Dashboard in Salzburg bereits belegt. Auf der Normalstation liegen 137 Fälle, hier sind nur noch 44 Betten zusätzlich für Covid-Patienten erweiterbar. Bei Menschen, die jetzt geimpft werden, dauere es vier bis sechs Wochen, bis ein Impfschutz besteht, betont Greil. Überhaupt brauche man mindestens vier Monate, bis alle durchgeimpft sind. Das sei viel zu spät, um die jetzige Welle zu brechen.

Trotzdem steckt das Land alle Anstrengungen in den dritten Stich. Auf der Intensivstation liegen derzeit 80 Prozent Ungeimpfte und Geimpfte mit schweren Vorerkrankungen. Auf der Normalstation würden jedoch bereits knapp 60 Prozent Geimpfte liegen, heißt es aus Haslauers Büro. Es seien überwiegend ältere Personen, bei denen das Phänomen auftrete, dass die Wirkung nicht so lange anhalte. Daher sei es nun oberstes Gebot, die über 60-Jährigen zum dritten Stich zu bekommen, betont Haslauers Sprecher.

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Pannenserie beim Impfen und Testen

Während es auf der Intensivstation enger wird, häufen sich die Pannen in der Bekämpfung der stark steigenden Zahlen. So wurde etwa auch in Salzburg nach dem Andrang auf Impfbusse aufgrund der 2G-Verschärfung am Samstag am Sonntag keine einzige Impfmöglichkeit angeboten. Am Montag kam ein Impfbus zum Europark mit deutlicher Verspätung, 100 Impfwillige warteten auf ihren Stich. Aus Haslauers Büro heißt es, dass der Impfbus zuvor bei der Wirtschaftskammer war. Durch den enormen Andrang mussten weitere Impfdosen organisiert werden, daher sei der Impfbus zu spät gekommen.

Auch beim PCR-Test-System läuft es holprig. Offenbar haben Hackerangriffe auf die Infrastruktur des mit den Tests betrauten Labors von Novogenia und der enorme Andrang fast für einen Zusammenbruch gesorgt. Am Montag waren die Testkapazitäten voll ausgelastet – und es kam zur Verzögerung bei der Auswertung. Kurzzeitig wurden nur noch behördlich angeordnete Testungen abgearbeitet, um die Infektionsketten möglichst effektiv unterbrechen zu können. Am Dienstag konnte Novogenia dann Entwarnung geben: Die Anmeldeseiten für Salzburg gurgelt waren wieder in Betrieb, die Zugriffe auf die Anmeldung wurden jedoch beschränkt, um eine Überlastung zu vermeiden, heißt es von Novogenia. Dazu wurde eine elektronische Warteschlange eingesetzt.

Zweites Labor für PCR-Tests

Montagnacht hat das Büro des Landeshauptmannes zusätzlich das Wiener Lifebrain-Labor mit der Testkit-Belieferung und den Analysen für die PCR-Gurgeltests beauftragt. Innerhalb weniger Stunden seien elf Teststraßen im Land Salzburg mit einer Erstlieferung von 26.000 Gurgel-Testkits sowie mit Abnahmematerial und Zubehör versorgt worden, heißt es von Lifebrain. Das Labor sei kontaktiert worden, nachdem es Schwierigkeiten mit Novogenia und kurzfristige Lieferengpässe bei den Testkits gab, um zu vermeiden, dass kein Testmaterial in den Teststraßen zur Verfügung steht, heißt es aus Haslauers Büro. Die Zusammenarbeit werde wohl nicht dauerhaft und zeitlich begrenzt sein. (Stefanie Ruep, 10.11.2021)