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16 Punkte aus 14 Runden bedeuteten den schwächsten Saisonstart in der Vereinsgeschichte. Jetzt gehen Rapid und Didi Kühbauer getrennte Wege.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Sind die Mechanismen des Fußballs einmal in Gang gesetzt, dann sind sie nur im Ausnahmefall zu stoppen. Rapid zählt längst nicht mehr zu den Ausnahmen, also hatte der schwächste Saisonstart in der Vereinshistorie (16 Punkte nach 14 Runden, sechs Niederlagen, Platz sieben, 22 Zähler minus auf Red Bull Salzburg) eine nicht unlogische Folge. Trainer Didi Kühbauer ist seit Mittwochnachmittag Geschichte.

Das Ende hatte sich spätestens am vergangenen Sonntag nach dem 1:4 in Wolfsberg angekündigt. Kühbauer selbst sprach danach von einer "beschämenden, nicht bundesligatauglichen" Leistung. Bis zuletzt hatte sich der 50-jährige Burgenländer vor oder auch hinter die Mannschaft gestellt. Er beklagte maximal die Dreifachbelastung, die vielen Verletzten, den zu kleinen Kader, wies den Spielern keine Schuld zu, war überzeugt, "gemeinsam da rauszukommen". Nach der WAC-Pein dürfte sogar er den Glauben daran verloren haben. Die Verantwortlichen haben es ganz gewiss. Also zogen sie die berühmte Notbremse. Schweren Herzens, schließlich ist Kühbauer ein Urgestein.

Neue Impulse

Die finale Besprechung fand in den Räumen des Allianz-Stadions statt, anwesend waren Präsident Martin Bruckner, die beiden Geschäftsführer Christoph Peschek (Wirtschaft) und Zoran Barisic (Sport) und natürlich Kühbauer selbst. Das Ergebnis war eine Presseaussendung. Bruckner wurde so zitiert: "Am liebsten wäre uns allen gewesen, mit Didi Kühbauer noch lange zusammenzuarbeiten. Er ist und bleibt ein Vorzeige-Rapidler, aber die aktuelle Situation erzwingt förmlich, neue Impulse zu setzen. Deswegen haben wir uns entschlossen, Kühbauer und seinen langjährigen Assistenztrainer Manfred Nastl von ihren Funktionen zu entbinden."

Sportchef Barisic drückte ebenfalls sein Bedauern, aber auch eine Notwendigkeit aus. "Jede Trennung ist schmerzvoll, da ich immer auch die Menschen im Blick habe, unabhängig, ob man auch persönlich seit Jahrzehnten verbunden ist. In meiner Funktion steht aber das Wohl des Vereins an oberster Stelle, eine Veränderung war nicht mehr abzuwenden." Die interimistische Leitung des Trainingsbetriebs der Profis übernehmen vorerst Thomas Hickersberger und Steffen Hofmann.

Optionen

Barisic über die Nachfolgefrage: "Es gilt das Prinzip Qualität vor Geschwindigkeit. Ich habe Optionen im Kopf, konkrete Gespräche habe ich aber aus Respekt nicht führen wollen. Trotzdem gehe ich davon aus, dass wir zeitnah eine Lösung finden werden. Oberste Priorität hat es, dass der Nachfolger die sportliche Philosophie und die Ausrichtung unseres Klubs mitträgt. Gefordert sind auch die Spieler, die ich nicht aus der Verantwortung nehmen will. Unser Kader ist qualitativ mit denen der letzten Saisonen vergleichbar."

Peschek dankte Kühbauer "für die letzten 37 Monate" und wurde pathetisch: "Er ist eine große Rapid-Legende, die Türen werden ihm in Hütteldorf immer offenstehen." Der Neue soll bereits am 20. November im Heimspiel gegen Altach auf dem Bankerl sitzen. Andreas Heraf wird es übrigens sicher nicht sein. Und auch nicht Franco Foda. Man kann munter spekulieren, Andreas Herzog oder sogar Marcel Koller erwähnen.

Bewerbungsschreiben

Im Oktober 2018 hatte Kühbauer den eher erfolglosen Goran Djuricin ersetzt. Kühbauer war Trainer in St. Pölten, gewann in Hütteldorf 2:0, das war ein perfektes Bewerbungsschreiben, er wechselte fliegend. Zunächst verpasste er das Meister-Playoff, in den beiden folgenden Saisonen erreichte er in der Liga quasi das Maximum. Zweimal Vizemeister hinter Salzburg. Sein Vertrag wurde übrigens im April bis 2023 verlängert, die Trennung kostet also.Die Saison begann mit einem 0:2 daheim gegen Hartberg und sollte nahezu unterirdisch bleiben. Hinter vorgehaltener Hand wurde Kühbauer vorgeworfen, stur zu sein, keine Spielkultur zu entwickeln, Supertalent Yusuf Demir nicht zu fördern. Demir wurde im Sommer an Barcelona verliehen. Es bleiben 70 Siege in 141 Pflichtspielen. Kühbauer hofft auf die Mechanismen bei anderen Klubs. (Christian Hackl, 10.11.2021)

Die Trainer von Rapid seit Juli 2000:

Ernst Dokupil: Juli 2000 bis August 2001
Peter Persidis: August 2001 bis September 2001 (interimistisch)
Lothar Matthäus: September 2001 bis Mai 2002
Josef Hickersberger: Juli 2002 bis Ende 2005 (Meister 2005)
Georg Zellhofer: Jänner 2006 bis Ende August 2006
Peter Pacult: September 2006 bis April 2011 (Meister 2008)
Zoran Barisic: April 2011 bis Ende Mai 2011 (interimistisch)
Peter Schöttel: Juni 2011 bis April 2013
Zoran Barisic: April 2013 bis Juni 2016
Mike Büskens: Juni 2016 bis November 2016
Damir Canadi: November 2016 bis April 2017
Goran Djuricin: April 2017 – September 2018
Dietmar Kühbauer: 1. Oktober 2018 – 10. November 2021