Die Organisation Almen Modstand kämpft gegen das "Ghetto-Gesetz", das Migranten zum Umzug zwingt.

Foto: Eco Media / Petra Wernz

Zwangsumsiedlungen, doppeltes Strafmaß und Unterricht in dänischer Kultur. Mit der harten Politik gegenüber Einwanderern haben die Sozialdemokraten in Dänemark die Wahl gewonnen und für Diskussionen gesorgt. Was das sogenannte "Ghetto-Gesetz" für die Menschen bedeutet, beleuchtet Re: Harte Linie gegen Migranten – Dänemarks Problemviertel, zu sehen heute Abend auf Arte und sodann in der Mediathek.

Der Blick fällt dabei auf den Stadtteil Gellerup in Aarhus, wo sich Ansätze einer Durchmischung der Bevölkerung einstellen, und das Wohnprojekt Mjølnerparken in Kopenhagen, das erst am Anfang eines Wandels steht. Ein gut integrierter Busfahrer, für den die Zwangsumsiedlung die Zerstörung eines funktionierenden Umfelds bedeuten würde, kommt ebenso zu Wort wie Migranten, die ihr Viertel wegen der Stigmatisierung freiwillig verlassen. Zwei junge Migrantinnen, die den Aufstieg geschafft haben, könnten in ihren Ansichten nicht unterschiedlicher sein: Während die sozialistische Politikerin die Regierungspläne für die Problemviertel als alternativlos verteidigt, verklagt die Biochemikerin die Regierung wegen ethnischer Diskriminierung.

Eine Dänin, die in eine sanierte Wohnung in Gellerup zieht, und der Geschäftsführer einer Wohnbausgesellschaft, der in der Regel, nach der nur 30 Prozent der Bewohner benachteiligter Bezirke eine "nichtwestliche" Herkunft haben dürfen, ein "schlechtes Gesetz" sieht, ergänzen das Bild, das vor allem eines zeigt: Die Welt ist auch in vermeintlichen Parallelgesellschaften nicht schwarz-weiß. Es spricht für die Reportage, dass sie mehr Fragen aufwirft als beantwortet. (Karl Gedlicka, 11.11.2021)