Auf Anhieb Spitzenklasse: Russisch-jüdisches Musikkabarett von Aliosha Biz (rechts) und Alexander Shevchenko.

Aliosha Biz

Dass er neuerdings als "Fiddler ohne Ruf" auftritt, ist nicht nur ein gutes, seichthumoriges Wortspiel, es ist vor allem eine krasse Untertreibung: Aliosha Biz eilt ein hervorragender Ruf voraus. Als Violinist ist er ein Virtuose der jüdischen Klezmer-Musik, als Weltmusiker ist er dort zu Hause, wo sich Hoch-, Sub- und Volkskultur die Hand geben, und als Witzbold mit Freude am Experiment ist er seit Jahren gutbeschäftigter Kollaborationspartner, wenn Musik auf Literatur und Schauspiel trifft.

Jetzt, mit 50 Jahren auf dem Buckel, schenkt uns Aliosha Biz ein erstes Kabarettprogramm, mit viel Musik natürlich. Und es ist so gut gelungen, dass man fragen muss, warum das um Himmels willen so lange gedauert hat!?

Slawisch, Jüdisch, Wienerisch..

Biz wurde 1970 als Sohn geflüchteter österreichischer Juden in Moskau geboren. Seit 1989 lebt er in Wien. Seine russischen Wurzeln pflegt er dennoch weiter. Denn egal ob Slawisch, Jüdisch oder Wienerisch – in jeder Tradition findet Biz liebenswürdige Klischees, über die es sich vortrefflich lachen lässt. An seiner Seite hat er den langjährigen Mitstreiter, Mitrussen und Akkordeonisten Alexander Shevchenko. Als unterkühlter Sidekick harmoniert er wunderbar mit dem aufgedrehten Fiddler, etwa dann, wenn es um Sinn und Zweck der Beschneidung geht, oder konkret um die Frage: Jacke mit oder ohne Kapuze?

"In Russland sind wir Juden, in Israel Russen, in Österreich Tschuschen und in Deutschland komische Österreicher", bringt Aliosha Biz den Identitätskosmos des Duos auf den Punkt. Und er brilliert denn auch als Akzente-Imitator: Jiddisch, Tirolerisch, Schwyzerisch, Piefkinesisch, alles kein Problem. Natürlich setzt es jüdische Witze wie am Fließband, es wird politisch, gern auch albern und nie langweilig. Was für ein Debüt! (Stefan Weiss, 11.11.2021)