Sky porträtiert die Moderatorin und Reporterin Dunja Hayali.

Foto: imago images/Martin Hoffmann

Sie ist Moderatorin, Reporterin, Hundeliebhaberin und seit vielen Jahren Zielscheibe von Hass und Morddrohungen: Dunja Hayali. Ob "Türkenhure", der "Goebbels unter Merkel" oder "Systemnutte", es gibt wahrscheinlich kaum ein Schimpfwort, das noch nicht an sie adressiert wurde. Geboren 1974 in einer Stadt im Ruhrgebiet mit dem klingenden Namen Datteln, avancierte Hayali in den letzten 15 Jahren zu einer von Deutschlands bekanntesten Journalistinnen.

Beruflich und privat

Weil sie ihre Stimme regelmäßig gegen Rassismus erhebt, wurde sie zum Reibebaum; vor allem von rechts. "Ich weiß, dass ich eine Reizfigur bin. Deswegen gehe ich nicht nach Hause, lege mich ins Bett und heule rum", sagte die 47-Jährige, nachdem sie auf einer Demo beschimpft worden war. Wie die Journalistin mit den Beschimpfungen umgeht und wie der Mensch Dunja darauf reagiert und generell so tickt, zeigt die Sky-Doku "Her Story mit Dunja Hayali", die am Donnerstag, 11. November, um 20.15 Uhr auf Sky Documentaries sowie auf Abruf über Sky Q und Sky X zu sehen ist. Für die Langzeitdokumentation wurde Hayali ein Jahr lang vor und hinter der Kamera begleitet. Soweit es Corona halt zuließ.

Eine Welle der Ablehnung

Als Hayali, die Tochter irakischer Christen aus dem irakischen Mossul, im Jahr 2007 die Moderation der "ZDF-heute-Nachrichten" und des ZDF-"Morgenmagazins" übernahm, habe Moderationskollege Claus Kleber zu ihr gesagt: "Ziehe dich warm an, da wird eine Welle des Hasses und der Ablehnung über dich hinwegschnappen", sobald ihr Name eingeblendet werde, erzählt Hayali von ihrer Bildschirmpräsenz damals. "Und ich dachte: Wieso? Was ist das Problem? Das ist doch ein schöner Name." Dann habe sie zu spüren bekommen, was es bedeutet, als "Frau mit Migrationsvordergrund in einer sehr deutschen Sendung zu sitzen".

Nach ein paar Jahren seien die Beschimpfungen zurückgegangen, um sich mit der Flüchtlingskrise 2015 zu potenzieren. "Dann war das, was ich 2007 und die folgenden Jahre erlebt habe, ein Kindergarten." Unter einer Morddrohung gehe es heutzutage gar nicht mehr, wenn man jemanden kritisieren will, sagt Hayali und liest Beispiele vor wie "Wir werden dich von oben bis unten aufschneiden und deine Körperteile mit Paketen an das ZDF schicken". Oder: Ein Fadenkreuz auf der Stirn würde ihr besser stehen als das Bundesverdienstkreuz, das sie im Jahr 2018 für ihr Engagement gegen Rassismus erhielt.

Corona-Demo

Leiser ist Hayali nicht geworden, das würde auch nicht ihrem Naturell entsprechen, sagt ZDF-Kollege und Freund Mitri Sirin: "Dunja braucht Reibung, das spornt sie weiter an." Und Claus Kleber ergänzt: "Sie zahlt einen Preis dafür, aber sie kann nicht anders." So steht Hayali weiter gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus auf und berichtet von Corona-Demos, wo sie den Hass von rechts und links abbekommt, bis ihre Security-Kräfte sagen, dass sie den Dreh abbrechen muss, weil es zu gefährlich wird. Aus einigen wenigen, die anfingen "Lügenpresse" zu skandieren, wurden in Kürze hunderte.

Reaktion auf Hassbotschaften

"Mir wird gesagt, ich sei mutig, weil ich zu den Neonazis oder linken Extremisten gehe, aber ich sehe das als meinen Job an." Sie gehe raus, um zu zeigen, was ist: "Ich lasse mir nicht sagen, wo ich hinzugehen habe und wo ich nicht hinzugehen habe, weil die Gefahr zu groß ist. Wo kommen wir denn da hin?" Das käme einer Selbstaufgabe ihres Berufes gleich und entspreche nicht ihrem journalistischen Selbstverständnis. Aus Reibung entstehe schließlich auch etwas Neues. "Wir brauchen solche Impulse." Deswegen antworte sie auf viele Hassbrief und -mails, auch wenn das ein "Zeit- und Nervenfresser" sei: "Ich komme nicht mehr hinterher."

Parallelen zum Sport

Hayali erzählt von ihrer Kindheit in Datteln, wo die Herkunft ihrer Eltern keine Rolle gespielt habe, und bedauert, dass sie sich vor ein paar Jahren nicht noch mehr Zeit für sie genommen hatte, als bei ihnen Demenz und Parkinson diagnostiziert wurden. Was ihr helfe, sei Sport: "Tennis, Judo oder Volleyball. Das hat mich geprägt." Im Sport lerne man aufstehen, Mund abputzen und weitermachen.

Hayali moderiert seit 2018 auch "Das aktuelle Sportstudio". Zusammen mit Michael Umlandt gründete sie 2020 die Agentur Haylandt, die sich auf Content-Produktion, Social Media und Media-Training spezialisiert hat.

In ihrem Leben habe sie gelernt, mit Widersprüchen umzugehen, sagt Hayali: "Ich möchte als Journalistin verstehen, ohne Verständnis zu haben." Nur: Die Presse dürfe sich keinesfalls einschüchtern lassen. "Man braucht ein dickes Fell." Sie habe eines zu Hause, ihren Hund Wilma, den Star ihres Instagram-Accounts. (Oliver Mark, 11.11.2021)