Nach dem Tod ihres Mannes musste Petra Gruber die gemeinsame Wohnung in der Gumpendorfer Straße zu ihrem eigenen Zuhause machen. Heute hilft sie anderen beim Umgestalten nach Wendepunkten.

"Mein Mann, der Schauspieler Wolfgang Klivana, hat diese 192 Quadratmeter große Jugendstil-Mietwohnung in der Gumpendorfer Straße vor mehr als 30 Jahren mit seiner damaligen Freundin gefunden und komplett saniert. Ich bin 2009 hier eingezogen, und gemeinsam haben wir die Raumaufteilung verändert. Wo heute das Schlafzimmer ist, war früher ein Abstellraum. In der heutigen Küche war ein Heimkino mit schweren Fauteuils. Aus der ehemaligen Küche wurde ein Garderobenraum, und aus dem Schlafzimmer mein sonnendurchflutetes, rundes Arbeitszimmer.

Petra Gruber lebt seit 2009 in der gemieteten Altbauwohnung. Zuletzt hat sie viel verändert.
Foto: Lisi Specht

Im Februar 2020 ist mein Mann ganz plötzlich gestorben. Dann kam Corona, dann habe ich meinen Job verloren. Es hat also ein bisschen gedauert, bis ich mich gefangen habe. Aber ich erkannte in dieser schweren Zeit, dass ich aus unserer wunderbaren gemeinsamen Wohnung jetzt mein eigenes Zuhause machen musste.

Das Umgestalten der Wohnung hat etwa acht Monate gedauert. Ich habe in dieser Zeit jeden einzelnen Gegenstand in die Hand genommen und entschieden, ob ich ihn behalte oder nicht. Vieles habe ich weggegeben, etwa den stylishen Eisenschreibtisch meines Mannes. Er hat Kunst gesammelt und ganz wunderbare Dinge besessen. Aber ich wollte nicht in einem Museum wohnen. Klar, es war auch schwierig, als die aussortierten Möbel und Kunstgegenstände abgeholt wurden.

Mein Mann hat selbst gemalt und viele seiner Werke in Mappen aufbewahrt. Es hängen hier natürlich noch einige meiner Lieblingsbilder von ihm. Mehr als 30 andere Bilder habe ich – gegen eine Spende an Licht für die Welt – in unserem Freundeskreis verteilt. Jedes Bild hat jemanden glücklich gemacht.

Ihre Wohnung nennt Petra Gruber eine "Mischung aus Erinnerungen und meinem Neubeginn". Die Kommode ist eines ihrer Lieblingsstücke.
Fotos: Lisi Specht

Besonders das Wohnzimmer war mit schwarzen Möbeln aus den 1980er-Jahren eingerichtet, die Farbe mochte ich dann nicht mehr. Den massiven Couchtisch habe ich gegen einen Glastisch ausgetauscht, und die Kommoden sind jetzt dunkelrot.

Eines meiner neuen Lieblingsstücke ist die Mid-Century-Kommode im Esszimmer. Ich habe auf Willhaben lange gesucht und am Ende ein Schnäppchen gemacht. Der Verkäufer war froh, dass sie bei mir wieder einen geschätzten Platz findet. Lustigerweise steht drinnen in einer Ecke der Name einer Möbelfabrik in der Gumpendorfer Straße. Ich hab das Möbelstück also zurückgeholt. Mittlerweile ist die Wohnung eine perfekte Mischung aus Erinnerungen und meinem persönlichen Neubeginn. Nur das Badezimmer wird jetzt noch renoviert. Mein Wohntraum wurde mir hier erfüllt – auch von der Lage her. Die Gumpendorfer Straße war früher, als mein Mann die Wohnung gemietet hat, eine triste, unbelebte Gegend. Heute schaue ich im Sommer vom Balkon runter, sehe zehn Schanigärten und fühle mich wie in Italien.

Das Ölgemälde von Ludwig Drahosch zeigt ihre vor kurzem verstorbene Hündin Ophelia.
Fotos: Lisi Specht

Beim Umgestalten der Räume habe ich erlebt, wie stark sich Wohnen auf die seelische Gesundheit auswirkt. Darum habe ich mein Unternehmen gegründet und unterstütze mittlerweile als Ordnungsberaterin Menschen bei der Umgestaltung ihrer Wohnung. Speziell nach Wendepunkten – das kann auch eine Trennung, der Auszug eines Kindes oder die Übersiedlung in ein Altersheim sein.

Wir schauen uns gemeinsam an, was gebraucht wird – und was weg kann. Dafür müssen die Kästen erst einmal ausgeräumt werden. Wir gehen Stück für Stück alles durch. Durch die Netflix-Serie von Marie Kondo wurde das Bewusstsein für unseren Job geschaffen. Ausmisten ist anstrengend, aber befreiend. Wenn wir fertig sind, sind die Menschen immer glücklich.

Für mich muss Wohnen Leichtigkeit haben. Ich mag nicht nach Dingen suchen, sondern genau wissen, wo was ist. Das ist für mich Lebensqualität und fühlt sich fast luxuriös an. Ja, bei mir können Sie in jede Lade und jeden Kasten schauen. Wobei – die Schmucklade sollte ich wieder mal aussortieren." (15.11.2021)