Als Bundeskanzler Alexander Schallenberg vor einer Woche die 2G-Regel verkündete, sagte er auch: Man habe die "außergewöhnliche Dynamik" des Infektionsgeschehens nicht vorhersehen können, und die Intensivbetten hätten sich "schneller als erwartet" gefüllt.

Bundeskanzler Alexander Schallenberg prophezeit, dass Winter und Weihnachten für Ungeimpfte "ungemütlich" würden.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Das ist einfach nicht wahr. Jede Menge Experten, praktisch alle, die die Regierung beraten, haben schon im Sommer angesichts der niedrigen Impfrate vor der jetzigen Entwicklung gewarnt. Schon am 8. Juli rechnete das Covid-Prognose-Konsortium des Gesundheitsministeriums vor, was passiert, wenn nicht genug geimpft wird: genau das, was wir jetzt haben. Das musste Schallenberg damals nicht wissen, aber jetzt darf er keinen Unsinn erzählen. In einem Krone-Interview am 7. 11. prägte er den denkwürdigen Satz vom "Buch, das sich von hinten immer leichter liest. Die Experten haben diese dramatische Dynamik, die wir jetzt sehen, in der Form nicht vorhergesehen. (...) Es wäre absurd gewesen, im Sommer, in einer Phase, in der es nicht notwendig war, Maßnahmen zu verhängen, die die Menschen nicht akzeptiert hätten."

Doch, die Experten haben das vorhergesehen. Aber der Kanzler redet sich auf sie aus. Jetzt prophezeit er, dass Winter und Weihnachten für Ungeimpfte "ungemütlich" würden. Mag sein, aber sie werden für uns alle ungemütlich, weil die Politik den Sommer verplempert hat. Nicht gut, wenn ein Kanzler das nicht einsehen will. (Hans Rauscher, 12.11.2021)