Am Donnerstag waren 89 von insgesamt 250 Intensivbetten in Oberösterreich von Covid-Erkrankten belegt. Laut Gesundheitsholding waren von den 89 Corona-Intensivpatientinnen und -patienten 63 Personen ungeimpft – das sind 70 Prozent.

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Oberösterreich ist Impfschlusslicht und absoluter Corona-Hotspot bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich. Diese beiden Faktoren sorgen dafür, dass die Lage auf den Intensivstationen im Bundesland immer dramatischer wird. Angesichts der deutlichen Zunahme von Covid-Intensivfällen muss die Betreuung und Versorgung anderer Schwerkranker, die nicht mit Covid infiziert sind, weiter zurückgeschraubt werden.

Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) plant ab Montag einen regionalen Lockdown für Ungeimpfte an, wie er am Donnerstag sagte – nachdem er sich am Mittwochabend noch dagegen ausgesprochen hatte.

Dem STANDARD liegen aktuelle Zahlen von der oberösterreichischen Gesundheitsholding vor. Demnach mussten in den Regionalkliniken landesweit allein von 1. bis 9. November 352 Operationen abgesagt werden. Das waren 30 Prozent aller in diesem Zeitraum geplanten Eingriffe. Und dabei bleibt es nicht: Denn bereits Anfang kommender Woche muss nach Auskunft einer Sprecherin "die nächste Stufe" im Corona-Stufenplan aktiviert werden.

Wegen des weiter erwarteten Anstiegs bei den Corona-Intensivpatientinnen und -patienten müssen weitere Covid-Intensivbetten für die Versorgung reserviert werden. Damit steht schon fest, dass noch mehr Operationen abgesagt werden, die Versorgung von Nicht-Covid-Fällen wird weiter reduziert. "Akut- und Notfälle werden weiter versorgt, aber für andere – auch Schwerkranke – heißt es das leider", so die Gesundheitsholding.

89 von 250 Intensivbetten durch Covid-Fälle belegt

Am Donnerstag wurden bereits 89 Intensivbetten für Covid-Fälle benötigt. Damit hat Oberösterreich die systemkritische Schwelle von 33 Prozent bei der Auslastung der Intensivbetten durch Covid nach STANDARD-Informationen bereits übersprungen. Denn anders als etwa auf dem Ages-Dashboard dargestellt, hat ganz Oberösterreich derzeit nicht 333, sondern nur 250 Intensivbetten "in Betrieb", wie es heißt.

"Die Aufstockung auf 333 ist im Notfall möglich, stellt dann aber das absolute Maximum dar", heißt es laut Gesundheitsholding. Sprich: 83 Betten, die regulär nicht als Intensivbetten gedacht sind, können notfalls für die Versorgung bereitgestellt werden – sofern es auch ausgebildetes zusätzliches Personal gibt, um diese betreiben zu können.

Laut Gesundheitsholding sind von den 89 Corona-Intensivpatientinnen und -patienten 63 Personen ungeimpft – das sind 70 Prozent.

Bald Covid-Auslastung von 50 Prozent

Um die Dramatik zu verdeutlichen: Aktuell sind im Stufenplan in Oberösterreich 103 Covid-Intensivbetten zur Versorgung vorgesehen. Bereits in dieser Stufe musste ein Drittel aller OPs verschoben werden. Das Covid-Prognose-Konsortium des Bundes rechnet laut Gesundheitsholding aber bereits bis 24. November mit einem Anstieg auf 150 Covid-Intensivbetten. Kommende Woche könnten bereits 50 Prozent der aktuell in Betrieb befindlichen 250 Intensivbetten in Oberösterreich für Covid-Infizierte benötigt werden müssen.

Oberösterreichweit beträgt die Auslastung aller 250 Intensivbetten 84 Prozent. Das bedeutet, dass 210 Betten belegt sind. Vergleichsweise nur noch 40 Intensivbetten sind aktuell für die Akut- und Notversorgung verfügbar.

Regional ist die Lage unterschiedlich: Im Salzkammergut beträgt die Auslastung der Intensivbetten an den drei Standorten Vöcklabruck, Gmunden und Bad Ischl aktuell schon 96 Prozent, wie es auf Anfrage heißt. In Wels sind es 88 Prozent, in Pyhrn-Eisenwurzen (Steyr/Kirchdorf) 85 Prozent, in Linz 84 Prozent, im Mühlviertel 75 Prozent und im Innviertel 73 Prozent.

Laut Gesundheitsholding noch keine Triage-Situation

Dem STANDARD berichteten einige Ärztinnen und Ärzte aus Oberösterreich, dass aktuell auch eine Triage-Situation drohen könnte. Sprich: Ärztinnen und Ärzte müssen dann im Notfall bei Intensivbettenmangel entscheiden, welche Person ein Bett bekommt – und welche nicht. Aus der Gesundheitsholding heißt es dazu: "Es gibt keinerlei Rückmeldung unserer ärztlichen Direktoren, dass es bereits zu einer Triage-Situation in unseren Kliniken kommt und Menschen überlebensnotwendige Therapien vorenthalten würden."

Kehrtwende von Landeschef Stelzer

Landeshauptmann Thomas Stelzer hatte noch am Mittwochabend einen regionalen Lockdown für sein Bundesland kritisch gesehen. Man habe "Gott sei Dank viele Intensivbetten", sagte Stelzer. Nur wenige Stunden später folgte die Kehrtwende: Oberösterreich plane aufgrund der "dramatischen Situation" einen Lockdown für Ungeimpfte ab Montag – sofern der Bund die notwendige Rechtsgrundlage schaffe, so Stelzer am Donnerstag. Am Freitag folgt ein weiterer Krisengipfel mit Stelzer, Salzburgs Landeschef Wilfried Haslauer (ÖVP) und dem Bund. (David Krutzler, 12.11.2021)